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Reunion, den 23. Oktober 2006
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Halloween auf Reunion
Kürbis statt "Gran'mère Kal"?

  • Die bekannteste reunionesische Frage: "Gran'Mère Kal kélèr ilé ?" (Kreolisch)
    Diese Frage bedeutet auf Deutsch "Oma Kal, wie spät ist es?". Häufig stellen Kinder diese Frage und sie gehört zu unserer Tradition. Wenn Oma Kal antwortet "zwei Uhr" oder "fünf Uhr", ist alles in Ordnung und die Kinder können weiterspielen. Aber wenn sie sagt "Mitternacht", dann sollten die Kinder auf der Stelle weglaufen, weil dieser Moment verhängnisvoll sein kann: Oma Kal kommt, um die Kinder zu "souker" (Kreolisch für "fangen" oder "packen").
    Oma Kal ist eine der beliebtesten Legenden Reunions und es sind natürlich die Eltern, die diese Frage für Oma Kal beantworten.

  • Wer war "Gran'mère Kal"?
    Grand-Mère "Kalle" (oder "Kal" geschrieben) hat existiert, aber Ihre Geschichte soll furchtbar gewesen sein. Eine Legende (es sind drei über sie im Umlauf) erzählt, dass sie in Wirklichkeit "Kalla" (oder "Kahla" geschrieben) hieß. Sie war eine Sklavin aus Madagaskar und hat zwischen "Bois-d’Olive" und "Ravine-des-Cabris" (im Südwesten Reunions) gelebt. Sie hat sich das Leben genommen, indem sie in einen Brunnen gesprungen ist, als sie erfuhr, dass ihr Freund von anderen Sklaven, die sogenannten "esclaves marrons" (Sklaven, die geflohen sind), ermordert worden ist. Wie sie sich in eine Oma Kal verwandelt hat, die um Mitternacht kommt, um die Kinder zu "souker", ist noch nicht ganz geklärt.
    Foto von der Webseite www.reunion.wanadoo.fr

  • Verdrängt der Halloween-Trend unsere Tradition "Gran'Mère Kal"?
    Halloween ist etwas Neues auf Reunion. Während einige versuchen, Halloween zu feiern, wie es in Europa inzwischen üblich ist, haben andere (z.B Kommunen) dagegen einen politischen Kampf entfacht. In der Tat ermutigen einige Politiker reunionesische Vereine, eine Feier zu Ehren unserer Gran'Mère Kal, anstatt Halloween, zu organisieren. Ist es nur eine Frage "Neuer Trend gegen alte Tradition" oder eher ein Kampf gegen die Globalisierung der amerikanischen Kultur? Vielleicht steckt einfach die Angst dahinter, dass Gran'Mère Kal in Vergessenheit gerät?
    Ein Bezug auf unsere Geschichte führt eine teilweise Klärung herbei. Nach der Abschaffung der Sklaverei (am 20. Dezember 1848) hat Reunion unter einem enormen Mangel an Arbeitskräften gelitten. Um "das Heer der Sklaven" (Ausdruck aus dem Dumont-Reiseführer über Reunion) zu ersetzen, sind die ersten Vertragsarbeiter aus Indien gekommen. Mit ihnen sind neue Glaubensrichtungen und Mythen nach Reunion gelangt. In Südindien bedeutet "Kal" sowohl "gestern" als auch "morgen". Im Mahabharata (das Mahabharata ist ein relativ umfangreiches Buch des frühen indischen Hinduismus. Es ist teils ein Helden-Epos, vermittelt aber auch zahlreiche philosophische, religiöse Zusammenhänge) ) verweist "Kal" auf die Begriffe "Zeit" und "Schicksal". So befindet sich Gran'Mère Kal zwischen zwei Kulturen: Afrika und Indien. Und wenn man Oma Kal fragt, wie spät es ist, fragt man eher nach der Uhrzeit ihres Todes. Anders gesagt, Gran-mère Kal verbindet nicht nur mehrere Generationen, sondern verstärkt auch diese soziale Bindung auf einer schmerzhaften historischen Basis.
    Gran'Mère Kal lebt auch in unserem Alltag fort: So hat Gilbert Pounia von der Band "Ziskakan" Kalla ein Lied gewidmet. Sie wird ebenfalls in den Museen, im Theater, im alltäglichen Leben oder auf der Straße dargestellt.

  • Am Tag der Allerheiligen
    Wir, die Reunionesen, respektieren besonders unsere Toten. Das ganze Jahr über wird darauf geachtet, dass die Toten immer schöne Blumen auf den Friedhöfen haben. Der erste November ist auch auf Reunion ein Feiertag. Am diesen Tag gehen wir zu den Friefhöfen, wo Oma, Opa, die Menschen, die wir sehr geliebt haben, begraben sind, um sie zu besuchen. Viele Inder haben zwei Religionen: sie sind Hindus, aber erstaunlicherweise gleichzeitig meistens katholisch. Als Hindus widmen sie ihren Toten einen anderen Tag. Für diesen Tag wird ein Festessen vorbereitet und ihnen geschenkt.

  • "Kriké Kraké!" Verblüffen Sie andere mit Ihrem Kreolisch!
    So fängt unser Märchen an:
    Der Erzähler fragt: "Kriké?"; das Publikum antwortet: "Kraké!"
    Dann stellt er die Frage: "Ti chemin? Grand chemin?" ("kleiner Weg? Langer Weg?"). Das Publik sagt: "Grand chemin!" Der Erzähler sagt zum Schluss: "Lé bon, nou pé commencer." ("In Ordnung, die Geschichte kann beginnen").
    "Kriké" und "Kraké" sind zwei einfache Wörter, die man sich leicht in Erinnerung behalten kann, oder?

    Déborah Imig

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