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Reunion, den 11. September 2005
Wirbelstürme

Weitere Infos:

  • in der Rubrik Wirbelstürme
  • beim Météo-France
  • bei der
  • Präfektüre Reunion
  • auf www.spektrum.de


  • In den USA hat Katrina eine Naturkatastrophe verursacht.
    Und was ist mit Wirbelstürmen auf Reunion?

  • Terminologie: Zyklone, Hurrikane und Taifune haben die gleiche Bedeutung!
    Über dem Atlantik und dem östlichen Teil des Pazifischen Ozeans heißen sie Hurrikane, über dem westlichen Pazifik Taifune und über dem Indischen Ozean Zyklone. Jedoch macht der Wetterdienst Reunions einen Unterschied je nach Windstärke. So trägt jede Windstärke einen unterschiedlichen Namen:

  • Dépression Tropicale:
  • mittlere Windgeschwindigkeiten* von 51 bis zu 62 km/Stunde
  • Tempête Tropicale modérée:
  • mittlere Windgeschwindigkeiten* von 63 bis zu 88 km/Stunde
  • Forte Tempête Tropicale:
  • mittlere Windgeschwindigkeiten* von 89 bis zu 117 km/Stunde
  • Cyclone Tropical:
  • mittlere Windgeschwindigkeiten* von 118 bis zu 165 km/Stunde
  • Cyclone Tropical intense:
  • mittlere Windgeschwindigkeiten* von 166 bis zu 212 km/Stunde
  • Cyclone Tropical très intense:
  • mittlere Windgeschwindigkeiten* über 212 km/Stunde
    * Einzelne Windstöße können 50% über der mittleren Windgeschwindigkeit erreichen.

  • Wichtig: Das Frühwarnsystem auf Reunion rettet jedes Jahr viele Leben
    Von Dezember bis März muss man im indischen Ozean mit Zyklonen rechnen. Sie erhalten Vornamen in alphabetischer Reihenfolge, die in allen reunionesischen Zeitungen veröffentlicht werden.
    Das Frühwarnsystem wurde zur Gewährleistung der Bevölkerungssicherheit entwickelt. Jede Warnung entspricht einer Phase der Zyklonentwicklung und trägt einen bestimmten Namen ("Vigilance Cyclonique" - Vorbereitungsalarmstufe, Alarmstufe Orange, Alarmstufe Rot und eine Übergangsphase nach dem Zyklon). Auf ihre Bedeutung und Konsequenzen müssen wir achten. Man kann sich sogar strafbar machen, falls man bestimmten Warnungen oder Verboten nicht Folge leistet. Dafür sind Polizisten im Einsatz und patrouillieren in den Straßen. Anders gesagt, Todesfälle und Verletzungen kommen in der Regel nur vor, wenn die Sicherheitsregeln nicht beachtet werden. Die Bedeutungen der verschiedenen Alarmstufen haben wir für sie in unserer Rubrik "Wirbelstürme" detaillierter beschrieben.

    Auf Reunion sind Météo-France und die Präfektur von Réunion für das Frühwarnsystem verantwortlich.
    Météo-France ist ein Wetterdienst, der sich auf Zyklone spezialisiert hat, und der für die Ortung, Statuserkennung und die Entwicklung der tropischen Wirbelstürme im Westen des indischen Ozeans zuständig ist.
    Der Präfekt, Vertreter des französischen Staats auf Reunion, bestimmt die entsprechende Warnstufe in Abhängigkeit von der aktuellen Gefahr und der Zyklonentwicklung.

  • Unser Trumpf: Erfahrung, Organisation und Kompetenzen
    Die erste Phase "Vigilance cyclonique" bedeutet "Vorsicht, ein Zyklon nähert sich, bereitet euch vor."
    Die ganze Insel wird mobilisiert und organisiert sich: u.a. die Präfektur, Wetterdienstexperten, Polizei, Gendarme (Militärpolizei) Feuerwehrmänner, Krankenhauspersonal, Wachmänner der Gefängnisse und das französische Rote Kreuz, welches sich auf die Vorbereitung und die Unterstützung der Bevölkerung im Fall einer Naturkatastrophe (z.B.: Wirbelsturm) spezialisiert hat.
    Die Bevölkerung weiß, was sie zu tun hat: sich auf dem Laufenden halten, keine langen Wanderungen ins Gebirge oder Ausflüge ans Meer unternehmen, Reserven (Konserven, Wasser, Batterien, Medikamente, ...) und das batteriebetriebene Radio kontrollieren, Adresse und Telefonnummer des nächsten Unterbringungszentrums bereithalten, wichtige Telefonnummern notieren, und falls man ein Nieren- oder Atemleiden hat, sollte man ohne Bedenken zu seinem gewohnten Krankenhaus gehen. Die Touristen werden in den Hotels, Fremdenverkehrsämtern etc. informiert.
    Die Presse, besonders Zeitungen und Radiosender, spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Sobald ein Zyklon angekündigt ist, ist überall eine Karte des indischen Ozeans (Siehe unsere Rubrik "Wirbelstürme" zu finden. Es wird empfohlen, sich durch die Radiosendern über die Bahn des Zyklons zu informieren, um dadurch einen Überblick über die Bedrohung durch den Zyklon zu erlangen. Die Übergangsphase - nach dem Zyklon - ist auch nicht zu nachverlässigen: er kann zurückkehren!

  • Unvermeidbar: die Sachschäden
    Leider lassen sich Sachschäden nicht vermeiden. Städte wie Saint-Gilles und Saint-Paul sind häufig von Überschwemmungen betroffen - glücklicherweise noch nie so schlimm wie in New Orleans. Zum Teil gehen einige Bewohner selbstverschuldet ein unnötiges Risiko ein: So wurden einige Häuser in gefährdeten Gebieten (am Strand, im Bachbett oder an der Steilküste) errichtet, entweder ganz ohne oder mit "gekaufter" Baugenehmigung. Darüber hinaus "wirbeln heulende Windstöße alles in die Luft, was nicht niet- und nagelfest ist, zertören Ortschaften und schleudern Autos und Wellblech durch die Gegend" (aus dem Reiseführer Dumont - Ausgabe 2005 - Seite 21). ...

  • Meine Erinnerung: Familienversammlung und Solidarität
    "Bei meiner Oma hielt uns der Zyklon "Hyacinthe" besonders in Atem. Sie hatte ein altes kreolisches Haus aus Holz und Wellblech. Wir wussten nicht, ob die Glasfenster und das Dach, die bei der Windstärke gezittert haben, halten würden. Das Wasser ist bis zu unseren Knöcheln gestiegen. Wir waren ziemlich ruhig, wahrscheinlich aus Angst. Wir haben uns von den Fenstern entfernt, versucht, das Wasser umzuleiten, um die Betten und Matratzen zu schützen. Die Adresse der Notunterkunft kannten wir auswendig; glücklicherweise hätten wir zu Fuß dorthin gehen können. Meine Oma hat gebetet. Mein Papa hat unsere Sicherheit in die Hand genommen, d.h. die Türen verriegelt, die Fenster verstärkt, das Wasser umgeleitet usw. Wir sind an der Seite unserer Mutti geblieben. Die schlimmsten Momente verbrachten wir nach der letzten Ruhepause, als die Windstöße der Augenwand kamen, die die stärksten sind. Wir wussten nicht, wie lange wir warten sollten. Wir haben nur gehofft, dass es bald vorbei ist und dass er nicht zurückkommt! Tja, meine liebe Oma ist leider letztes Jahr gestorben, sie ist 92 geworden, aber das alte kreolische Haus ist immer noch da!

    Bei meinen Eltern hatten wir dieses Gefühl von Geborgenheit, da sie ein Haus aus Beton haben, wie es nun auf der Insel üblich ist. Während der Zyklone war es furchtbar draußen, aber sehr gemütlich drinnen: wir konnten alles durch das Fenster beobachten. Es war die Gelegenheit, tage- oder sogar wochenlang (manchmal bis zu zwei Wochen) bei der ganzen Familie und den Verwandten (Oma, Opa, Onkeln, ...) zu bleiben. Mutti hat leckere Crêpes gemacht und Papa hat uns kreolische Märchen erzählt. Die Eltern und die anderen Erwachsenen haben aufmerksam den Radiosender "RFO" (Radio France Outre-Mer) oder "Freedom" gehört: Informationen der Art "Wo sich der Zyklon befindet", "Wie stark er ist" oder "Wann die nächste Ruhepause (keine Windstöße) kommt" waren sehr wichtig. Als Kind durften wir die Koordinaten des Zyklons auf der Karte aufzeichnen und seine Bahn verfolgen. Da es keinen Strom gab, konnten wir entweder spielen, bei Tageslicht lesen oder an den Diskussionen der Großen teilnehmen. Leitungswasser gab es auch nicht oder seine Farbe war verdächtig braun. Wir waren angehalten, Wasser zu sparen, oder zu warten, bis die nächste Ruhepause kommt, um draußen unter dem Regen zu baden und Eimer oder Töpfe mit Regenwasser zu holen. Das Telefon wurde nur im Notfall benutzt. Solidarität war selbstverständlich, regelmäßig erkundigten wir uns bei den Nachbarn, ob alles in Ordnung war. Bevor der Zyklon kam, hat Papa die Kokosbäume schneiden lassen, damit sie nicht auf das Dach stürzen. So haben uns die Eltern einige Tipps zum Überleben beigebracht." - Déborah Imig

    Alle Reunionesen errinern sich immer noch an Zyklone wie "Hyacinthe", "Clothilda" (1987 - 7 Tote), "Dina" (2002) oder "Firinga": jeder Zyklon hat seinen Charakter. Wir haben viel erlebt, einige haben viel verloren. Glücklicherweise kennen wir Plünderungen und Epidemien nicht.

  • Zukunft und Wissenschaft: kann man Hurrikane steuern?
    "Jedes Jahr verfolgen Satelliten und mit neuester Technik ausgerüstete Flugzeuge ihren Irrweg durch den Indischen Ozean, damit der Präfekt rechzeitig das Warnsystem in Gang setzen kann." (Aus dem Reiseführer Dumont - Ausgabe 2005 - Seite 21.) Was wäre, wenn die Wissenschaftler eine "Impfung" gegen Hurrikane schaffen, sie steuern oder den Sturm besänftigen könnten? Können wir wirklich mit diesen Gedanken spielen? Wie weit sind die wissentschaftlichen Studien in diesem Bereich?

    Alle diese Fragen beantwortet Herr Ross N. Hoffman, Vizepräsident für Forschung und Entwicklung bei der US-Firma Atmospheric and Environmental Research (AER) in Lexington (Massachusetts), in dem spannenden Artikel "Wirbelstürme an der Leine" für die Zeitschrift "Spektrum der Wissenschaft" (Ausgabe August 2005). Weitere Themen wie "Tornados in Deutschland" oder "Witterungsprognose" werden ebenfalls in der Zeitschrift behandelt.

    Bei weiteren Fragen stehen der Préfecture de la Réunion und Météo-France zur Verfügung.

  • Wir hoffen, Sie hiermit unterstützt zu haben.
    Weitere Anregungen oder Wünsche nehmen wir gern in unserem Forum entgegen.