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Warum Reiseberichte?

Durch die Erfahrungen anderer Deutscher auf Reunion, helfen die Reiseberichte Ihnen, sich besser vorzubereiten und das Meiste aus Ihrer eigenen Reise herauszuholen.

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Alles, was wir nicht in Europa kennen...

Präsentation:
Datum: 03.06.06 - 16.06.06
Namen: Doris
Leidenschaft:
Warum Reunion?: Urlaub
Ort: Mehrere
Dauer des Aufenthalts: 13 Tage
Besichtigte Orte:
- Saint Gilles
- Saint-Philippe
- Cilaos
- Hell-Bourg
- Saint-Denis
- Piton des Neiges, ...
Reunion im Überblick:
Zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken

Übersicht:

1. Reunion, Frankreichs exotischste Seite
2. Die Reisevorbereitung
3. Der Abflug am Samstag, den 03.06.06
4. Die Ankunft am Sonntag, den 04.06.06
5. Am Strand von l'Hermitage am Montag, den 05.06.06
6. In Saint-Philippe am Dienstag, den 06.06.06
7. "Notre dame des laves" am Mittwoch, den 07.06.06
8. In Cilaos am Donnerstag, den 08.06.06
9. Unsere erste richtige Wanderung am Freitag, den 09.06.06
10. In Plaine des Cafres am Samstag, den 10.06.06
11. Zum Piton de la Fournaise am Sonntag, den 11.06.06
12. In Hell-Bourg am Montag, den 12.06.06
13. Besichtigung der Vanillekooperative am Dienstag, den 13.06.06
14. Seefahrerfriedhof und Piraten am Mittwoch, den 14.06.06
15. Am Strand von Boucan Canot am Donnerstag, den 15.06.06
16. In Saint-Denis am letzten Tag
17. Unsere Rückkehr in Deutschland

Unsere Erlebnisse und Erfahrungen:

La Réunion - ein Paradies im Indischen Ozean

Mein Mann und ich haben uns entschieden, in den Pfingstferien mal wieder eine schöne Flugreise zu planen. Unsere Wahl ist nun auf die Insel Réunion, ein französisches Überseedépartement im Indischen Ozean gefallen, etwa 11 Flugstunden von Europa entfernt. Zuerst hatten wir Südfrankreich im Visier gehabt, einem Wunsche meines Mannes nach Wärme und Sonne entsprechend. Unser letzter Urlaub in den Sommerferien vergangenes Jahr hatte uns in die Normandie geführt und da war wegen des kühlen und etwas windigen Wetters kein Baden im Meer möglich gewesen.

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Also hat er diesmal wählen dürfen, wohin die Reise gehen soll. Mir selbst ist ja Frankreich in jeglicher Form genehm, denn ich fühle mich in diesem Land immer wohl und eigentlich schon wie zu Hause. Helge hat dann ein Reisebüro ausfindig gemacht, das uns eine 13tägige Rundreise mit Flug, Hotel und Mietwagenarrangement angeboten hat zu einem vernünftigen Preis. Das Internet macht neuerdings ja auch eine völlig andere Art der Reiseplanung möglich, aber trotzdem haben wir uns den Dumont Reiseführer bestellt, um in Ruhe zu schmökern. Die Vorfreude hat uns durch all diese Tage der Planung begleitet, bietet das Web doch wirklich eine vielfältige Palette an Informationen an. Sogar kreolische Musik konnten wir uns als Einstimmung anhören oder mittels Webcam den Autoverkehr auf der Littoral, einer Schnellstraße im Norden, beobachten. Auch über die Chikungunya-Epidemie, die dort während der feuchten Sommermonate, unserem europäischen Winter, grassierte, informieren wir uns. Die Gefahr ist aber nun, im trockenen Winter, minimal geworden und mit den entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen sowie einer ganze Batterie an Antimückenprodukten im Gepäck werden wir wohl nichts zu befürchten haben.

Als dann Ende Mai die Flugtickets kommen, habe ich das Gefühl, die Zeit wäre um mindestens 20 Jahre zurückgedreht worden. Toll, wir werden mit Air France fliegen, von Nürnberg nach Paris Charles de Gaulle und dann weiter von Paris Orly nach Saint Denis im Jumbo 400. In den vergangenen Jahren habe ich oft von einem Lang-streckenflug geträumt. Wahrscheinlich hatte ich irgendwie unbewusst Sehnsucht da-nach. Bald soll dieser Wunsch nun in Erfüllung gehen und wir werden wieder die frü-her so vertraute Airportluft schnuppern mit allem Drum und Dran und darauf freuen wir beide uns unglaublich. Ich habe beschlossen, meinen Labtop mit auf diese Reise zu nehmen. Einerseits, um meine Eindrücke festhalten zu können und andererseits bietet das Gerät dann auch die Möglichkeit, jeden Abend die Fotos von der Digital-kamera darauf abzuspeichern. Ein Anruf bei der Fluggesellschaft in Frankfurt bestätigt mir, dass ich den Labtop zusammen mit meinem Rucksack in die Kabine nehmen kann. So kann ich eventuell auch im Flugzeug schreiben und mir die lange Flugzeit bis Saint Denis vertreiben.

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Samstag, 03.06.2006:

Doris am Flughafen

Endlich ist der Abreisetag da. Mit zwei großen Koffern, den Rucksäcken und dem Labtop als Handgepäck machen wir uns auf den Weg zum Nürnberger Flughafen. Am Check-in nach Paris erfahren wir, dass wir in Charles de Gaulle die beiden Koffer abholen und in Orly wieder für den Flug nach Réunion einchecken müssen. Nicht so toll, früher konnte man das Gepäck doch bis zur Zielflughafen aufgeben, wenn ich mich recht erinnere! Na, ja wir haben 4 Stunden Minimum Connecting Time in Paris, das reicht wohl aus. Die zweite Enttäuschung ist, dass das Möwenpick-Café, in dem wir uns vor dem Abflug noch etwas stärken wollten, erst ab 15:00 Uhr aufmacht. Unser Flug nach Paris geht aber schon um 15:35 Uhr. Klappt also auch nicht und wir müssen hoch in dieses ungemütliche, laute Marché Bistro. Nun denn, machen wir das Beste aus allem und gönnen uns erst mal ein Tässchen Kaffee und ich habe jetzt auch Appetit auf ein Stück Kuchen. Danach sitzen wir in der Abflugslounge und harren der weiteren Dinge. Meine Freude lasse ich mir nicht nehmen. Ich will alles genießen, denn dieser Urlaub, diese weite Reise ist seit langem was ganz Besonderes!

Es ist für mich schön, mal wieder mit Air France zu fliegen und dazu noch eine Langstrecke. Die kleine Embraer ist pünktlich vom Nürnberger Flughafen gestartet. Es ist herrlich, von der Erde abzuheben und für eine Weile alles Kleinkarierte, alle Probleme unter den Wolken zurückzulassen, über diesem weißen Daunenkissen zu schweben, wo auch mal wieder die Sonne scheint. Ich fühle mich sehr wohl hier oben, wie immer, wenn ich in einem Flugzeug sitze. So losgelöst und frei von allen Sorgen ist man unten auf der Erde sehr selten!

Wir sind pünktlich in Paris Charles de Gaulle gelandet und nun müssen wir mit dem Air France Bus weiter nach Orly Ouest, von wo unsere Maschine nach St. Denis abfliegen wird. Am Transitschalter sitzt ein überaus netter und hilfsbereiter Herr, der mir die Bustickets ausstellt und auch unsere Plätze auf der Langstrecke reserviert. Leider ist am Fenster nichts mehr frei, denn der Flug AF 680 ist ausgebucht. Macht auch nichts. Der Transfer nach Orly im Bus dauert etwa eine Dreiviertelstunde. Wir durchqueren Paris auf der Autobahn. Von weitem sind Sacré Coeur und der Eifelturm zu sehen. Endlich hält der Bus vor dem Terminal Ouest. Wir lassen unsere beiden großen Koffer ausladen und weiter geht es in Halle 3 zum Check-in für den Jumbo.

Dort ist schon einiges los. Schön, mal wieder diese interessanten, kreolischen Gesichter zu sehen wie damals auf Martinique. Dieses internationale Szenario hat mir doch zu lange gefehlt. Es geht relativ schnell vorwärts und wir stehen am Check-in-Schalter, wo wir dann unser Gepäck endlich wieder loswerden. Anschließend entdecken wir im ersten Stock eine Brasserie und essen eine Kleinigkeit zu Abend. Der Kellner wundert sich, dass ich Andouillette bestelle, doch ich esse diese Innereienwurst so gerne. Das Lokal kommt mir bekannt vor und ich glaube, hier schon einmal vor vielen Jahren mit einem Kollegen aus Fort de France gespeist zu haben. Wir sitzen direkt am Fenster und können auf eine ganze Palette verschiedenster Air France Maschinen schauen. Meine Babies, großartig! Ich fühle mich so richtig in alte Zeiten zurückversetzt und genieße jeden Augenblick. Das kann eigentlich nur jemand verstehen, der selbst einmal für eine Airline gearbeitet hat. Dieses Flughafenflair lässt einen nie wieder so ganz los! Wir sitzen jetzt im Wartesaal 31 und vor der Fensterscheibe wartet unser Vogel nach Réunion. So gut habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. Mir geht unser Provinznest zu Hause überhaupt nicht ab, ganz im Gegenteil!

Nach dem Abendessen laufen wir noch ein Stück durch die Hallen von Orly, denn wir werden noch 11 Stunden sitzen und das ist eine ziemlich lange Zeit, eigentlich unvorstellbar lange. Aber dennoch, die Freude auf den Langstreckenflug ist durch nichts zu trüben. Wir nehmen im Warteraum Platz. Es dauert noch etwa 1 Stunde bis zum Abflug. Meine Empfindungen muss ich einfach ganz kurz in den Labtop eintippen, es bewegt mich sehr. Die Abendsonne von Paris bescheint unseren Jumbo, der noch betankt und beladen wird. Ich stelle mich vor die große Glasscheibe und genieße einfach das Szenario draußen. Dass wir bald in den schönen weißen Vogel einsteigen werden, kann ich immer noch nicht so recht glauben. Wie lange schon habe ich mir das gewünscht und befürchtet, es würde nie mehr wahr werden. Ich drehe mich zu den Leuten im Wartesaal um, sehe in die verschiedenen Gesichter. Das Gemurmel auf Französisch lässt in mir eine Art Heimatgefühl aufkommen. Ich fühle mich eben in diesem Land so wohl, das sind wohl meine hugenottischen Vorfahren in mir! In solchen Augenblicken komme ich mir als ein Teil des Ganzen vor, als Europäerin, als Weltbürger, als zu diesem Planeten gehörend. Ich will nicht nur eine Deutsche sein, das ist mir zu wenig!

Es sind viele Familien mit Kindern da, die auf die Insel fliegen wollen. Sie werden zuerst einsteigen. Mein Mann und ich haben es gar nicht so eilig. Aber dann stehen wir doch auf, bewegen uns mit der Schlange auf die Passerelle zu. Wir haben Reihe 52 G und H, das ist ganz weit hinten im Flugzeug, und in der mittleren Reihe. Okay, es hat halt mit dem Fensterplatz nicht geklappt.

Unser Flugzeug

Endlich wird geboardet. Wir stehen an der Eingangstür zu unserem Flieger, der aus-gebucht ist. Ein langer, schmaler Gang führt zu unseren Plätzen. Es ist eng, aber erträglich, während des Fluges wird man ja auch aufstehen und sich die Beine vertreten können. Die Crew zählt die Passagiere an Bord und dann geht es auch schon pünktlich los. Der Jumbo wird zurückgeschoben, von einem Pushback nach alter Manier mit Stange. Solche sieht man in Frankfurt kaum noch. Die Sicherheitshinweise folgen und dann befinden wir uns auf der Startbahn. Das Flugzeug beschleunigt, hebt endlich ab. Bybye gutes, altes Europa, wir fliegen Afrika entgegen, obwohl wir in Frankreich bleiben. Schon irgendwie faszinierend, ein Überseedépartement, 11 Flugstunden vom Mutterland entfernt. Bei uns daheim in Deutschland ist alles so dicht gedrängt beieinander. Wir haben jetzt unsere Reiseflughöhe erreicht und ich kann endlich meinem Lab alles anvertrauen, was mir durch den Kopf geht. Bald wird auch ein Abendessen serviert werden. Es ist kurz vor 10 Uhr abends und vor uns liegen noch 10 Flugstunden. Mal sehen, ob man schlafen können wird. Mein Mann hat vorsorglich im Bistro schon mal einen Rotwein getrunken, als eine Art Schlafmittel sozusagen. Neben mir das französische Ehepaar liest, rechts neben mir mein Gatte auch und ich tippe und tippe. Obwohl es nicht eben bequem ist, macht es mir eigentlich sehr viel Spaß! Aber jetzt will ich doch mal aufhören, denn rund um mich herum tut sich was, in unserer Kabine werden 5 Babybettchen aufgehängt. Die haben es gut, die Kleinen, die werden richtig schön schlafen können. Ich klappe jetzt auch meinen Labtop zu.

Es gibt Abendessen, ein durchaus genießbares Drei-Gänge-Menü mit Wein und sogar einem Fläschchen Rumpunsch als Digestif. Dann wird es langsam immer stiller in der Kabine. Auch das letzte Baby ist nun zur Ruhe gekommen und schläft. Auf den Bildschirmen wird ein Film über Singapur gezeigt. In der ersten Klasse der Singapore Airlines gibt es äußerst komfortable Sitze, die für die Nacht in ein richtiges Bett umgewandelt werden können. Von so einem Sitz träume ich während meines kurzen Schlummers. Gegen vier Uhr unserer Zeit werde ich wieder wach und muss mir die Beine vertreten. Wir trinken einen Schluck in der vorderen Galley. Die Freude dauert nur kurz, denn schon bald müssen wir uns wieder setzen weil wir Turbulenzen durch-fliegen. Aber hallo: diese hier sind vom Feinsten. Wie in der Achterbahn!

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Sonntag, 04.06.2006:

Einer der glücklichen Passagiere, die einen Fensterplatz links in Flugrichtung haben, zieht das Rollo hoch. Ein heller Streifen ist am Horizont schon zu sehen und langsam geht die Sonne auf. Ob unter uns schon der Indische Ozean oder noch afrikanisches Festland liegt, ist leider nicht auszumachen wegen einiger Wolken, aber faszinierend ist er trotzdem, dieser Sonnenaufgang vom Flugzeug aus. Die Sonne scheint jetzt schon richtig schön von der linken Fensterfront aus in die Kabine. Die Anzeige auf dem Monitor zeigt an, dass wir das afrikanische Festland verlassen haben und uns über dem indischen Ozean befinden in Richtung Saint Denis. Noch gut 3 Stunden Flugzeit liegen vor uns, aber die werden schnell vergehen mit Frühstück und so. Die Passagiere sind jetzt zum größten Teil wach.

Der Sinkflug hinunter nach Saint Denis hat begonnen. Über die Monitore werden schon seit ein paar Minuten Informationen über die Insel eingeblendet. Es wird Zeit, meine Uhr 2 Stunden vorzustellen. Links ist der Indische Ozean zu sehen, rechts tauchen jetzt die Flughafenanlagen vom Roland Garros Airport auf. Plötzlich ist direkt unter uns die Landepiste zu sehen. Schade, dass kein Fensterplatz mehr verfügbar war, ich hätte mir garantiert die Nase an der Scheibe platt gedrückt. Jetzt setzt der Jumbo auf reunionesischen Boden auf, wir sind endlich da! Der Elf-Stunden-Flug war schon ein wenig lang gewesen. Die meisten Passagiere applaudieren bei der Landung. Beim Aussteigen herrscht sonniges Wetter mit 27°C Temperatur und ich bereue es wahrhaftig nicht, unser kühles, windiges Europa hinter mir gelassen zu haben. Überrascht stelle ich fest, dass keine Fluggastbrücke angelegt wurde, die sind alle von Air Austral Maschinen belegt, sodass wir Air France Passagiere über eine hohe Gangway die Insel Réunion betreten. Gleich beim Aussteigen sehe ich wieder das Meer, was uns nun die nächste Zeit ein häufiger Begleiter sein wird. Entweder direkt vom Strand oder der Küstenstraße aus oder als Ausblick von den Bergen herunter.

Ausblick von den Bergen herunter

Nachdem wir unsere beiden Koffer abgeholt haben, begeben wir uns zum Schalter von Blue Ocean Travel, das hier vom Reisebüro Concorde vertreten wird. Die junge Dame spricht sogar Deutsch und so muss ich für meinen Mann die Infos gar nicht erst übersetzen. Jessica, so heißt sie, hat an der Uni von Saint Denis Deutsch studiert und kennt sogar Lübeck und Kiel.

Reisebüro Concorde

Unser nächster Anlaufpunkt ist der Autovermieter, über den wir unseren kleinen blauen Renault Clio bekommen, mit dem wir von nun an die Insel entdecken wollen. Zuerst geht es, immer an der Küste entlang über Saint Denis, La Possession und Saint Gilles-les Bains zu unserem ersten Hotel, dem Les Filaos in L'Hermitage les Bains. Wir können es nicht gleich finden und fahren erstmal dran vorbei. Aber es stört uns nicht weiter, denn wir sind ja im Urlaub. Die Zimmer hier haben Klimaanlage und einen Fliesenboden. Über die große Terrasse mit Blick auf den Swimmingpool freue ich mich. Das Hotel ist von einem tropischen Garten umgeben mit Palmen und Bäumen, die wir bei uns in Europa gar nicht kennen.

Unser Hotel Les Filaos in L'Hermitage les Bains

Die Vegetation hier ist sowieso viel üppiger und sogar der Oleander blüht in großen Büschen. Nach dem Auspacken ist erstmal ein schönes Bad im Pool angesagt. Dann erkunden wir die Gegend. In der Fußgängerzone, die fast bis zum Strand führt, bietet eine Eisdiele leckeres Vanille- und Mangoeis an, das wir unbedingt probieren müssen. Es ist Sonntag und unten am Strand ist ziemlich viel los. Viele Familien haben dort ihr Sonntagspicknick ausgebreitet im Schatten dieser Nadelbäume deren Namen ich erst noch herausbekommen muss. Erst später erfahre ich, dass man sie Filaosbäume nennt, eine Kiefernart mit enorm langen Nadeln. Dann ist aber eine Siesta angesagt, denn im Flugzeug haben wir definitiv zu wenig Schlaf bekommen.

Ein Oleander

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Montag, 05.06.2006:

Heute Morgen gleich nach dem Frühstück gehen wir an den Strand von L'Hermitage. Es ist noch nicht viel los, obwohl schon ein paar Einheimische unter den Filaosbäumen ihren Platz mit Campingtisch, Stühlen und Kühlbox aufgeschlagen haben, da sie anscheinend den ganzen Tag hier verbringen wollen. Wie recht sie doch haben! Es ist einfach zu schön hier. Der Himmel ist wolkenlos blau, es ist schon um die 26 Grad warm und warum soll man in einem Land mit solchen Temperaturen in der Bude hocken. Wir legen also unsere Picknickdecke und die Handtücher aus und genießen das Strandleben. Die weißen "Steine", die hier überall im Sand liegen, sind eigentlich Korallen in den verschiedensten Formen, viele sehen wie verzweigte Wurzeln aus, manche wie Finger. Ich werde nicht müde, sie aus dem Sand aufzuheben, im Wasser abzuspülen und sie mir genau anzusehen. Dann werfe ich sie jedoch wieder ins Meer, denn wir befinden uns in einem Naturschutzgebiet und man darf nichts mitnehmen.

Strand von L'Hermitage

Gegen Mittag verlassen wir den Strand wieder und erkunden ein wenig die Gegend. Dabei entdecken wir auch "Chez Go", ein kreolisches Restaurant, nach dem wir am Vorabend vergeblich gesucht hatten. Leider ist es heute geschlossen. Aber ein wenig weiter den Strand hinunter finden wir ein Lokal, wo wir für das Abendessen einen Tisch direkt am Meer reservieren. Den restlichen Tag verbringen wir am Hotelpool und im Zimmer. Da noch Nebensaison ist, herrscht nicht soviel Betrieb und man kann sich herrlich entspannen. Zum Sonnenuntergang gehen wir wieder zum Strand hinunter, um in einem Café dort einen Ti Punch, den traditionellen Apéritif zu genießen und die Sonne im Indischen Ozean versinken zu sehen. Es ist einfach umwerfend schön! Bald darauf wird es dunkel, denn eine Dämmerung, wie wir sie in Europa kennen, die gibt es hier nicht, um viertel nach sechs Uhr abends ist es schon richtig stockfinster.

Zum Sonnenuntergang

Das Abendessen direkt am Meer ist etwas ganz Außergewöhnliches. Wir essen endlich ein Carri, das reunionesische Nationalgericht. Dazu wird nebenan afrikanische Musik geboten, alles ist einfach perfekt. Am liebsten möchte man in diesem Augenblick für immer da bleiben. Als Abschluss der Mahlzeit trinken wir einen Café Vanille. Wirklich lecker: er ist leicht gesüßt und der Geschmack der Bourbon-Vanille unverkennbar. Dann spendiert uns der Wirt, einen "Rhum arrangé", das ist Rum, in den Gewürze oder Früchte eingelegt worden sind. Es ist hier so üblich, dass man diesen Verdauungstrunk nicht mitbezahlen muss, so wie beim Griechen den Ouzo.

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Dienstag, 06.06.2006:

Das Hotel Le Baril

Heute sind wir ins unserem 2. Quartier, dem "Le Baril" in der Nähe von Saint Philippe im Süden der Insel angekommen. Von der Straße aus macht es einen eher unscheinbaren Eindruck, es ist ein typisch kreolisches Hotel mitten in einem kleinen tropischen Garten. Das Beste aber daran ist: wir haben ein Zimmer direkt über einer kleinen, felsigen Bucht. Etwa 10 Meter unter unserer kleinen Terrasse brandet der Indische Ozean mit Getöse gegen die dunklen Felsen und die Lavasteine. Alles hier ist schwarze Lava, wahrscheinlich einst vom Piton de la Fournaise ausgespuckt. Auch die Strände hier sind von schwarzem Sand. Das Meer unterhalb des Hotels hat eine unglaubliche Gewalt. Es faszinierend, einfach nur auf der kleinen Terrasse zu sitzen und zuzusehen, wie sich eine mächtige Welle draußen auf dem Meer aufbaut, um dann in einem seichten, helltürkisen Becken auf den Steinen zu enden. Stundenlang könnte ich so sitzen und diese Urgewalt beobachten. "Et je reste des heures à regarder la mer…" irgendein französischer Sänger hat das mal gesungen.

Jetzt taucht am fernen Horizont ein Schiff auf. Ich betrachte es durch das Fernglas. Es ist ein Containerschiff, wahrscheinlich auf dem Weg nach Antananarivo oder "Tana" wie die Franzosen diesen Namen so schön vereinfachen. Einen Augenblick lang hege ich den Wunsch, für immer zu bleiben. Es ist so schön auf dieser Insel. Kann man seinen Verpflichtungen denn nicht auch von diesem Fleck der Erde aus nachkommen? Europa kenne ich doch nun schon fast 50 Jahre meines Lebens lang. Müsste eigentlich nicht für die Ewigkeit sein. Ewigkeit, diesen Begriff verbinde ich eher mit dem Anblick dieses unermesslich weiten Ozeans, tief unter mir. Alles andere scheint mir in diesem Augenblick so belanglos. Aus diesem Grunde will ich ihn auch festhalten, indem ich in für mich aufschreibe. Es ist mir so unendlich wichtig, diese unvergesslichen Momente auf meinem Labtop festzuhalten, auch wenn mein Mann das nicht so recht verstehen kann. Er sieht eigentlich eher einen Sinn darin, die Fotos von der Digitalkamera auf dem PC zu speichern, doch ich habe den Lab aus einem völlig anderen Grund mit hierher geschleppt. Sogar im Flugzeug nach Saint Denis habe ich getippt, obwohl das eher unbequem war in den engen Sitzen der Economyclass. Das Schreiben kann zu einer wahren Passion werden, wie es bei mir momentan der Fall ist.

Heute Abend werden wir gleich im Hotel essen können, denn es ist ein Restaurant dabei. Wir sind die einzigen Gäste. Entweder ist noch keine Saison oder Chik hat einen enormen Rückgang an Touristen verursacht, was fatal für die Insel wäre. Wir entschließen uns, eine gegrillte Languste zu bestellen. Es gibt hier auch diesen Weißwein aus den Höhen von Cilaos, den einzigen Wein, der auf der Insel Réunion angebaut wird. Der wird sicherlich gut zur Languste passen und so bestellen wir eine Flasche. Er schmeckt sehr trocken und auch ein wenig herb, denn er wächst ja auf fruchtbarem Lavaboden. Auch das Mineralwasser ist heute Abend aus dieser Ge-gend und schmeckt ziemlich neutral.

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Mittwoch, 07.06.2006:

Heute, an diesem frühen Morgen möchte ich den Ausblick auf die kleine Bucht in al-ler Stille genießen. Das Tageslicht, das durch unser Hotelfenster fällt, hat mich wohl so gegen 6 Uhr geweckt. Ich bleibe noch eine Weile im Bett liegen bis es mir hell ge-nug scheint, um mich auf die kleine Terrasse zu setzen und auf das Meer hinaus zu sehen. Dieses gewaltige Element, das einen immer wieder aufs Neue fasziniert, scheint heute nicht so blau, denn die Sonne fehlt noch und es kommen von den Ber-gen einige graue Wolken herunter. Aber die See schickt ihre Wellen mit immer gleich bleibendem Getöse an den steinigen Strand. Als wir gestern die Plantage der Debassayans, einer einst enorm einflussreichen Zuckerrohrpflanzerfamilie besichtigt haben, erzählte uns der Führer, dass die aus Afrika kommenden illegalen Sklavenhändlerschiffe oft die ganze menschliche Ladung einfach ins Meer gekippt hatten, nachdem in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, nach Abschaffung der Sklaverei, Kontrollen eingeführt worden waren. Wie viele Skelette dieser Unglücklichen mögen wohl auf dem Grunde des Indischen Ozeans liegen? Es ist für mich einfach eine grauenhafte Vorstellung, dass die Sklaven damals wie Vieh, wie Ware behandelt worden sind. Es waren doch auch Menschen, die zu Gefühlen, zu Tränen fähig waren, genau wie ihre Peiniger, diese überheblichen weißen Herrenmenschen. Wieder einmal stellt sich mir die Frage, wo Gott damals eigentlich hingesehen hat, sodass so etwas überhaupt geschehen konnte. Vor ihm sollen doch angeblich alle gleich sein, aber ich habe da oft so meine Zweifel. Er guckt mir einfach zu oft weg, der Gute.

Jetzt färben sich die Wolken am Horizont leicht rosa, ein Zeichen dafür, dass die Sonne versucht, über die Bergrücken zu kommen. Ob es wohl wieder so ein sonniger Tag wird? Hier im Süden der Insel kann es auch öfter mal regnen. Heute möchten wir einen Orchideen- und Vanillegarten besichtigen. Am besten legen wir Regenjacken und die festen Wanderstiefel in den Kofferraum. Der Tag ist ja noch jung, es ist erst 20 Minuten nach sieben Uhr, doch ich genieße diese frühe Stunde alleine auf der Terrasse mit meinem Labtop. Es ist alles so friedlich, lediglich das Getöse der Brandung ist immer präsent, doch das gehört mittlerweile dazu und man gewöhnt sich ja schnell an diese laute Gleichförmigkeit. Oft sind gewaltige Brecher unter den Wellen, die mit ziemlicher Wucht gegen die Felsen schlagen, der Rest läuft in flachen weißen Schaumkronen über dem steinigen Strand der kleinen Bucht aus. Ich kann mir gut vorstellen, dass es lebensgefährlich wäre, hier zu schwimmen. In der Morgendämmerung kann ich gegenüber einen Angler auf den Felsen wahrnehmen, der aber bald wieder verschwindet. Anscheinend haben die Fische nicht angebissen.

Nach einem typisch französischen Frühstück mit Baguette, Croissants und leckerer Marmelade brechen wir zu unserer Tour auf. Sie führt uns zum ersten Mal ein wenig ins bergige Innere der Insel zu zwei berühmten Wasserfällen. Etwas weiter oben ist es doch merklich kühler, als wir aussteigen. Ich tausche meine Flipflops gegen ein paar feste Wanderschuhe aus und wir marschieren auf sehr steinigem Untergrund los. Mit Zehenstegschlappen wäre dieser Marsch wohl lebensgefährlich. Die Wasserfälle stürzen sich von etwa 20 Metern Höhe in kleine Bassins hinein, in denen man auch schwimmen könnte, denn so kalt ist das Wasser gar nicht.

Es geht weiter zu einer Kirche, vor der der Lavastrom des Jahres 1977 gerade noch rechtzeitig halt gemacht hatte. Sie heißt deshalb auch "Notre dame des laves". Auf dem Weg dorthin steigen wir an einem Lavafeld aus, dass erst von 2004 stammt und sich bis hinunter zum Meer ergoss. Der Piton de la Fournaise ist immer noch ein sehr aktiver Vulkan und meldet sich alle paar Jahre wieder. Diese Platten aus erkalteter Lava sind schon etwas Besonderes. Manche glitzern förmlich in der Sonne. Nachdem wir bei der von der Lava verschonten Kirche eine kleine Pause eingelegt hatten, geht es weiter zu einer schönen kleinen Bucht unten am Indischen Ozean. Endlich habe ich auch ein paar Postkarten erstanden. In diesen kleinen Buchten kann man leider nicht baden, da die Strömung dort gefährlich ist und es Haie gibt. Schade!

Auf dem Rückweg halten wir an einem Lavafeld, wo ein Händler gebratene Hühnchen anbietet. Es ist gerade noch eines für uns beide übrig. Wir setzen uns zu dem Mann in den Schatten und lassen uns das Mahl zu einem Dodo, einem lokalen Bier, schmecken. So kommen wir mit ihm ins Gespräch. Seine Tochter ist im fernen Europa mit einem Österreicher verheiratet und erwartet ihr erstes Baby. Der Kreole ist sehr nett und so erfahren wir allerlei von der Insel, auch dass die Chikungunya-Epidemie 70 % Umsatzeinbußen im Tourismus verursacht hat. So wundert es uns nicht mehr, dass es in den Hotels und Restaurants ziemlich ruhig ist. Im "Le Baril" sind wir auch die einzigen Gäste.

Am späten Nachmittag halten wir an einem botanischen Garten und machen eine Führung mit. Wir kommen zu einer Gruppe Franzosen und ich übersetze alles für Helge. Der junge Mann, dem der Garten gehört, kennt sich wirklich gut aus. Es ist wie in einem Dschungel hier. Wir sehen die Früchte der rosa Banane und so viele Pflanzen, die es bei uns nur beim Gärtner gibt. Sie alle gedeihen hier prächtig.

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Donnerstag, 08.06.2006:

Ich bin wieder so früh wach geworden, ziehe mich an und setze mich mit meinem Labtop hinaus auf die Terrasse. Noch einmal muss ich diese kleine Bucht unter uns genießen mit ihren gewaltigen Wellen und dem Getöse, das sie verursachen. Jetzt färben sich auch wieder die Wolken rosa, ein Zeichen dafür, dass die Sonne hinter dem Bergrücken hervorblinzelt. Heute werden wir die Küste verlassen und zu den Höhen von Cilaos hinauf fahren.

Nach dem Frühstück, als wir unser Gepäck wieder im Auto verstaut haben, geht es los. Wir müssen wieder ein ganzes Stück zurückfahren, über St. Joseph und St. Pierre bis nach St. Louis. Erst von dort zweigt die Pass-Straße ab, die uns über 400 Kurven in den Cirque de Cilaos hinaufführen wird. Diese Straße schlägt alles, was ich bisher in den Alpen erlebt habe. Enge Stellen, wo die Autos, vor allem die LKWs hupen müssen, wechseln sich mit engen Spitzkehren und Schwindel erregenden kleinen Brücken ab. Aber wir halten oft genug, um einen Blick in diese tiefen Schluchten und Taleinschnitte zu tun. Oft lassen wir auch Einheimische überholen, die all diese Kurven auswendig kennen und entsprechend forsch fahren. An einer Stelle müssen Straßenbauarbeiter erst einen kleinen Erdrutsch von der Fahrbahn entfernen.

Wir kommen auch durch zwei enge Tunnels, durch die nur jeweils 1 Fahrzeug passt. Diese Pass-Straße wurde zu Beginn der 30er Jahre gebaut, denn da war Cilaos schon für seine Thermalquellen bekannt. All die Jahre zuvor mussten die Kurgäste in Sänften über schmale Saumpfade hinauf in diese Höhen getragen werden. Welch eine Mühsal und Plage für die - sicherlich schwarzen - Träger. Im Ursprung ist Cilaos wie auch seine beiden Geschwister, die Kessel von Mafate und Salazie eine Zufluchtsstätte für entlaufene Sklaven gewesen, welche die Schikanen und drakonischen Strafen ihrer Herren nicht mehr ertragen konnten. Hier oben waren sie vor Verfolgung sicher, sie bildeten Banden, die einsam liegenden Höfe überfielen, um sich mit dem nötigsten zu versorgen. Mit den Frauen, die sie auf der Flucht begleitet hatten oder auch mit Sklavinnen, die sie von den überfallenen Höfen entführten, gründeten sie dann Sippen. Jahre später, als die Sklaverei auf Réunion längst abgeschafft war, gesellten sich dann auch verarmte Weiße, die so genannten "petit blancs" dazu, welche unten an der Küste kein Auskommen mehr hatten und hier oben erneut versuchten, eine Existenz aufzubauen. Sie versuchten sich in Landwirtschaft und Weinanbau.

Unser Hotel hier oben ist nicht so leicht zu finden, denn Cilaos ist ein etwas größerer Kurort, aber im Office de Tourisme bekommen wir dann den Weg dorthin aufgezeigt. Die Anlage ist von den vorherigen völlig verschieden. Sie erinnert eher an ein Chalet in den Bergen. Wenn die Bananen und anderen tropischen Gewächse nicht im Garten wüchsen, so könnte man sich fast den Schweizer Alpen wähnen. Unserem Zimmer gegenüber liegt ein schroffes Felsmassiv, der längst erloschene Vulkan "Piton des Neiges", der mit über 3000 Metern auch den höchsten Punkt der Insel darstellt.

Es ist ein grandioser Ausblick. Nachdem wir ausgepackt haben, erkunden wir den Ort und essen in einem kleinen Café ein riesiges Sandwich mit Huhn und Achards, das ist eine Kohlsorte und schmeckt recht lecker. Die größere Tour hinunter in eine Schlucht ist für den nächsten Tag geplant. Allerdings ist mein Mann ziemlich erkältet und wir müssen mal sehen, wie es ihm morgen gehen wird.

Zum Abendessen gibt es Boucané aux Lentilles, den berühmten Linsen, die hier oben angebaut werden. Dazu gehört natürlich auch der Cilaos-Wein. Unseren Kaffee nach dem Essen, der uns hier nun schon zur Gewohnheit geworden ist, können wir diesmal vor einem großen Kamin einnehmen, der auch angeheizt wird, denn hier oben ist es, vor allem abends, merklich kühler. Nichts mehr mit kurzem T-Shirt und barfuß in den Flipflops, wie unten an der Küste. Ist halt ein anderes Klima hier oben, wie bei uns in den Bergen.

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Freitag, 09.06 2006:

Kurz nach sechs Uhr morgens wird es langsam hell und ich öffne den Fensterladen ein wenig. Gegen halb sieben Uhr morgens stehe ich auf, ziehe mir etwas Warmes über und schreibe die Eindrücke des vorherigen Tages auf. Helge scheint mir doch sehr verschnupft und so wird man abwarten müssen, wie er heute drauf ist. Um genau 8:15 Uhr erscheint die Sonne hinter dem Bergrücken, den wir vom Fenster unseres Hotelzimmers aus sehen. Dieser Anblick ist einfach grandios. Sofort fröstelt einen nicht mehr so, das Licht erwärmt Körper und Seele wie auf einen Schlag. Die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht sind schon spürbar. Beim Frühstück auf der Terrasse am Swimmingpool ist es bereits angenehm warm.

Wir wollen heute unsere erste richtige Wanderung auf Réunion unternehmen. Helge fühlt sich trotz Erkältung fit genug für diese Tour. Sie wird uns zu den Cascades du Bras Rouge führen und gut vier Stunden für den Hin- und Rückweg beanspruchen. Wir starten bei strahlendem Sonnenschein. In Wanderstiefeln fühlt man sich auf dem steinigen Pfad abwärts doch viel wohler als in Flipflops, mit denen ich auf solchen Wegen auch nicht laufen möchte. Der Weg hinunter vom Ort zur alten Therme wird oftmals von kleinen Bächen überschwemmt, doch das macht in festem Schuhwerk nichts aus. Früher wurden ja die Badegäste aus Cilaos in Sänften von Trägern dort hinuntergebracht. Das kann ich mir gar nicht vorstellen, wie man auch noch eine Sänfte da runter schleppen kann. Na ja, die Einheimischen, vermutlich Schwarze, kannten sicherlich jeden Stein und wussten, wohin sie treten mussten.

Oberhalb des alten Thermalbadehauses zweigt dann rechts der Weg zu den Wasserfällen ab. Er wird als "glissant" bezeichnet, vollkommen zu Recht, denn er ist stellenweise sehr glitschig und ich möchte ihn nach Regengüssen nicht gehen müssen. Oft geht es zu meiner Linken sehr tief in eine felsige Schlucht hinunter, gemeiner weise immer dann, wenn der Weg sehr schmal ist und keine Pflanzen als Sichtschutz dastehen. Ich gebe zu, dass ich nicht hundertprozentig schwindelfrei bin und oft allen Mut zusammen nehmen muss, um weiterzugehen. Aber es lohnt sich! Die Vegetation ist üppig und grün, oft hat man das Gefühl, sich auf einem schattigen Dschungelpfad zu befinden. An den Seiten wachsen jede Menge Agaven, mit gut mannshohen Blät-tern. Dass die Blütenstängel gute 5 Meter erreichen, habe ich bisher auch nicht gewusst. Das Innere dieser Insel ist wirklich faszinierend. Bernard, mein ehemaliger Kollege bei Air France, hatte damals nicht übertrieben, als er mir vor 26 Jahren von seiner Heimatinsel vorgeschwärmt hatte. Selbst wenn es vielleicht wirtschaftliche Probleme haben sollte, dieses Eiland muss man mögen, seine Vielfalt, seine Schönheit, die Freundlichkeit seiner Bewohner, seine Küche, einfach alles!

Als wir nach etwa vier Stunden von unserer Wanderung zurückkommen, sind wir ziemlich müde und hungrig. Wir kehren im Garten einer kleinen Snackbar ein und lassen uns ein Thunfischsandwich und dazu "une dodo", das inseltypische Bourbon Bier schmecken. Es ist viel leichter als unsere heimischen Biersorten. Man verkraftet selbst bei dieser Wärme ein Zweites. Der kleine Kaffee hinterher macht uns munter genug, um noch bis zu unserem Hotel zu kommen und da ist erst einmal ein ordentliches Mittagsschläfchen angesagt, vor allem für Helge, den diese Wanderung doch ziemlich erschöpft hat. Er ist eben noch nicht so richtig gesund und soll sich ruhig erst einmal ausschlafen. Wir haben ja Urlaub und alle Zeit der Welt. Mich jedoch zieht es nach einem halben Stündchen Ruhepause wieder mit meinem Labtop auf den Balkon. Ich will diese ruhige Stunde ausnutzen zum Schreiben und solange es nicht zu kühl wird, kann ich das sehr gut da draußen tun.

Am Spätnachmittag sehen wir uns eines der Halbfinale der French Open an. Hier, im französischsprachigen Raum nennt man sie "Roland Garros", der übrigens auch ein berühmter Réunionais war, ein Flieger im ersten Weltkrieg. Auch der Internationale Flughafen in Saint Denis ist nach ihm benannt worden. Im ersten Halbfinalspiel gewinnt der Schweizer Roger Federer gegen den Argentinier. Das zweite Halbfinale der Herren im Einzel sehen wir nicht mehr zu Ende, wahrscheinlich wird der Spanier Ra-fael Nadal die Partie für sich entscheiden. Es ist Zeit für die abendliche Dusche. Kurz bevor wir zum Abendessen ins Restaurant gehen, sehen wir ein wenig von der Eröffnung der Weltmeisterschaft in der Münchner Allianz Arena. Es ist überaus drollig, bayerische Volkstanzgruppen zu französischen Kommentaren zu sehen. Aber eigent-lich interessiert uns die WM hier nicht wirklich. Diese über 10.000 km von Europa entfernte Insel ist erheblich faszinierender. Allerdings erzählt uns beim Abendessen der kreolische Gast am Nebentisch, dass Deutschland im Spiel gegen Costa Rica 2 zu 1 führt. Na, wie schön für die deutsche Elf! Hoffentlich geben sie sich nicht schon wieder gleich als Weltmeister aus. Ich gebe ja auch zu, dass ich in dieser Hinsicht wirklich keine gute Patriotin bin, denn ich bin eher ein Fan der Brasilianer, die ich für durchaus fähig halte, auch diesmal wieder den Weltmeistertitel zu holen. Dann wäre auch wieder Caipirinha angesagt, wie vor vier Jahren. Aber bleiben wir doch vorerst noch beim kreolischen Ti Punch, einer Kreation aus tropischen Fruchtsäften und Rum, der uns allabendlich hervorragend als Aperitif mundet.

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Samstag, 10.06.2006:

Heute geht es zur nächsten Etappe auf die Plaine des Caffres, ins Hotel Les Geraniums. Wir nehmen noch mal in strahlendem Sonnenschein ein Frühstück auf der Terrasse am Pool ein. Dann fahren wir diese faszinierende Pass-Straße (warum weigert sich eigentlich ständig was in mir, das Wort mit drei S zu schreiben?) wieder hinunter nach Saint Louis. Dort ist erstmal Stau angesagt, denn eine Durchgangsstraße ist wegen des samstäglichen Marktes gesperrt. Aber wir schaffen es dann schließlich doch irgendwie, in Richtung Le Tampon zu kommen auf die Straße, die uns wieder vom Meer weg zum nächsten Ziel führen wird. Ein kurzer Halt an einem Supermarkt ist angesagt, um Mineralwasser zu kaufen. Draußen in der Bäckerei können wir zwei leckeren Eclairs au Café nicht widerstehen und ich muss mir noch mal 2 von diesen zwar wahnsinnig süßen, aber unheimlich leckeren Kokosbonbons kaufen. Der eine mit Mangogeschmack schmeckt besonders gut.

Dann sind wir auch schon an unserem heutigen Ziel angelangt. Es ist wieder eher eine Art Berghotel und hat auch eine Heizung, denn in dieser Höhe - wir befinden uns auf etwa 1800 Metern - kann es nach Sonnenuntergang doch arg kühl werden. Wir packen aus, stärken uns kurz und fahren zum Maison du Volcan, das vom Vul-kanologenehepaar Krafft gegründet worden war und allerlei interessante Infos über Vulkane, besonders über den reunionesischen Hausvulkan, den Piton de la Fournai-se bietet. Sie zeigen dort auch einen Film über den letzten Ausbruch im Dezember 2005. Ansonsten ist hier oben ziemlich tote Hose. Die Dame an der Rezeption unse-res Hotels bestätigt uns wieder, dass der Tourismus durch die Chik-Epidemie einen argen Einbruch erlitten hat. Deshalb ist auch das Restaurant geschlossen und wir werden heute Abend auswärts essen müssen. Ganz in der Nähe soll es ein Panora-marestaurant geben, das aufhat.

Wir fahren nochmals ans Meer, nach St. Benoit hinunter, wo wir eine Patisserie mit einer Wahnsinnsauswahl an Kuchen finden. Helge bestellt sich gleich 2 Stück, ich selbst ziehe Samoussas und Bonbons Piment vor, die ich nun schon einige Tage lang nicht mehr hatte. Wir kommen gerade rechtzeitig in unser Hotel zurück, um im Garten auf den baldigen Sonnenuntergang zu warten. Diesmal geht die Sonne direkt gegenüber von unserem Zimmer unter. Es ist wieder faszinierend, dieses warme, strahlende Element hinter dem Bergrücken verschwinden zu sehen. Ganz weit unten in der Ebene kann ich mit dem Fernglas die Brandung des Indischen Ozeans entdecken. Aber die Dämmerung bricht langsam herein und es wird kühl. Ich ziehe es daher vor, ins Haus zu gehen und die Erlebnisse des Tages meinem Labtop anzuvertrauen.

Kurz nach 18 Uhr begeben wir uns an die Bar, um uns von der Besitzerin des Hotels den versprochenen punch d'accueil, den Willkommenstrunk servieren zu lassen. Sie ist eine sehr nette und offene junge Frau, die uns viel über die Insel erzählt. Ihr Großvater ist Chinese und wir unterhalten uns über das problemlose Zusammenleben der verschiedenen Rassen und Religionen hier. Warum funktioniert das eigentlich bei uns im alten Europa nicht. Mich fasziniert diese Selbstverständlichkeit aller Hautfarben innerhalb einer Familie. Die Freundeskreise sind immer bunt gewürfelt zusammengesetzt und die kreolischen Frauen oft von einer solchen Schönheit, dass man sich sehr zusammen nehmen muss, um nicht dauernd in diese ebenmäßigen Gesichter zu starren. Beim Abendessen im Panoramic sitzt am Nebentisch eine junge Mama mit einem etwa zwei Jahre alten Mädchen und ich kann kaum meine Augen von der Kleinen wenden. Dieses kreolische Kind ist so niedlich mit seinen fast schwarzen Augen und den krausen Zöpfchen!

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Sonntag, 11. 06.2006:

Es dämmert draußen schon, wie ich durch das Badezimmerfenster sehen kann, der Himmel ist grau und die Wolken hängen tief im Tal. Es scheint auch recht feucht draußen zu sein. Der gestrige Wetterbericht, der Regen für den Ostteil der Insel vorhergesagt hat, wird doch nicht etwa Recht behalten haben. Ich trinke ein Glas Mineralwasser und beschließe, mich wieder ins Bett zu verkrümeln. Doch in einigen der Nachbarzimmer hört man schon die Duschen rauschen. Ich schlafe aber doch noch mal ein und erwache erst gegen acht Uhr. Da wir heute dem Vulkan Piton de la Fournaise einen Besuch abstatten wollen, dürfen wir nicht zu sehr bummeln.

Nach dem Frühstück geht es los. Draußen ist alles ziemlich nebelfeucht und die Wolken hängen noch immer recht tief. Wir haben unsere Regenjacken im Gepäck und heute wollen wir auch zum ersten Mal unsere Wanderstöcke einsetzen. Je weiter wir die Straße hinaufkommen, desto mehr klart es auf. Tief unten ist an manchen Stellen wieder die Brandung des Indischen Ozeans zu sehen. Wir halten mehrmals an der Strecke, um zu filmen und zu fotografieren. Plötzlich geht es in einen weiten Krater hinein und die Teerstraße wird zur Lavapiste. Man fühlt sich irgendwie in eine Mondlandschaft versetzt. Dann mündet die Piste in einen Parkplatz, von dem es nur noch zu Fuß weitergeht. Einige Autos stehen schon dort und ihre Fahrer sind im Begriff, sich in Wanderer zu verwandeln. Randonneurs nennt man diese Leute auf Französisch. Auch wir ziehen unsere Wanderstiefel an und rüsten uns mit Rucksäcken und den Wanderstöcken aus.

Zuerst geht es ein Stück am Rand des alten Kraters entlang, dann auf Stufen, die vom Nebel noch ein wenig glitschig sind, steil nach unten. Wir befinden uns auf einem alten Lavafeld und meine Wanderstöcke machen auf den Platten und dem Gestein ständig Klick Klack. Ich fühle mich aber mit diesen Stöcken wesentlich sicherer und finde so viel besser Halt. Wir steuern auf einen kleinen Krater, später auf zwei Kegel zu, die eine Eruption vor vielen Jahren aufgeworfen hat. Einige sportliche Läufer überholen uns in schnellen Schritten. Man grüßt sich hier stets freundlich, wenn man sich überholt oder begegnet. Ich finde die Réunionais sowieso sehr nett und sympathisch, das habe ich schon in den vergangenen Tagen feststellen dürfen. Irgendwie mag ich diese Menschen und wieder wünsche ich mir, bleiben zu können oder wenigstens wiederkommen zu dürfen.

Die Sonne scheint von einem strahlend blauen Himmel auf das Gestein. Hier oben gibt es kaum noch Vegetation und es sind auch überhaupt keine Wolken da. Also keinerlei Schatten und obwohl ein leichter Wind ständig weht, muss man sich vor einem Sonnenbrand sehr in Acht nehmen. Glücklicherweise haben wir uns heute Morgen gut eingecremt und auch ein Sonnenschutzmittel im Gepäck. Auch die gut gefüllte Wasserflasche ist dringend notwendig. Es läuft hier niemand ohne Wasser herum. Das Edena, ein lokales Quellwasser, ist gut vertreten. Bei einer solchen Tour muss man öfters einen Schluck Wasser zu sich nehmen, wenn man eine kurze Rast einlegt. Wir merken beide, dass wir nicht mehr soviel Kondition haben wie früher. Vernünftigerweise kehren wir auch rechtzeitig um, denn auf dem Rückweg warten wieder die vielen Stufen hinauf zum Kraterrand auf uns. Wir schnaufen tüchtig und müssen auch öfter innehalten. Irgendwann haben wir es aber doch geschafft, ziemlich verschwitzt und ganz schön ausgepowert. Ich spüre auch eine Art Ziehen in den Waden. Das wird morgen wohl einen ordentlichen Muskelkater geben. Macht nichts, denn morgen geht es ja schon zum nächsten Ziel weiter und das erstmal im Auto. Als wir wieder am Parkplatz zurück sind, gönnen wir uns die mittags schon fast obligatorische halbe Baguette, belegt mit Paté und ein Pepsicola.

Auf dem Weg zurück ins Hotel entdecken wir noch einen Salon de thé mit gutem Kuchen und einem leckeren Kokoseis. Schon geht es uns wieder richtig gut und die Strapazen sind fast vergessen. Schade, dass dieses Lokal heute Abend nicht aufhat, sonst hätten wir dort auch dinieren können, denn die Karte macht einen sehr guten Eindruck. Besuchen wir halt wieder das Panoramic, denn sehr viel mehr Auswahl bietet der Ort nicht. Der Tourismus muss nach Chik erst wieder anlaufen. Wir beide tragen da nur zu einem sehr kleinen Teil bei, aber immerhin!

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Montag, 12. Juni 2006:

Nach dem Frühstück fahren wir bei Sonne von der Plaine des Cafres ab, aber schon im nächsten Ort, in Bourg Murat, ist es vorbei mit dem schönen Wetter. Tief hängen die Nebelwolken zwischen den Bergen, es ist grau und regnet leicht. So ist es während der ganzen Fahrt hinunter nach St. Benoit. Erst nach Bras Panon, wo wir uns in einer Patisserie einen Kaffee gönnen, hellt es sich ein wenig auf und die Sonne versucht ihr Möglichstes, durch die Wolkendecke zu dringen. Wir fahren nicht auf der zur Autobahn ausgebauten Straße Richtung Saint Denis, sonder bleiben auf der Départementale, von der dann die D48 in den Talkessel nach Salazie abzweigt.

Es ist eigentlich wieder eher eine Schlucht, aber sehr grün und sehr feucht. Es wird Chouchou, eine Lianenart mit hellgrünen, kürbisähnlichen Früchten angebaut. In Salazie halten wir kurz, um uns die Kirche anzusehen. Es handelt sich um ein Gebäude mit 2 Türmen, das mich ein wenig an Notre Dame in Paris erinnert und ist mir ein Foto wert, ebenso das interessante Rathaus, das noch einen ziemlich neuen Eindruck macht. Kurz nach dem Ortsende sind von der Straße aus die drei Wasserfälle die "Voiles de la Mariée", zu deutsch die Brautschleier zu sehen. Dann schlängelt sich die schmale Bergstraße weiter hinauf nach Hell-Bourg. Dort angekommen, stellen wir fest, dass es sich bei dem Ort um ein Überbleibsel aus der Kolonialzeit handelt. Wir sind in einem typisch kreolischen Hotel untergebracht, in einem sehr hübschen Zimmer.

Kurz nach dem obligatorischen Auspacken der nötigsten Dinge - mehr tut man sich bei einer Rundreise, die einen alle zwei Tage in ein anderes Hotel bringt, nicht an - machen wir uns auf den Weg zu den alten Thermen. Hell-Bourg war etwa ab 1850 bis 1920 ein Thermalbad, in dem sich die feine kreolische Gesellschaft zur Behandlung ihrer Leiden ein Stelldichein gab. Davon zeugen auch noch allerhand kreolische Villen mit "Getalis", typischen Aussichtspavillons, von denen aus die vornehmen Damen das Geschehen auf der Hauptstraße beobachten konnten. Heute sind diese Häuser ein wenig verfallen, haben aber unheimlich schöne blühende Gärten. In diesem leicht feuchten Klima gedeihen die Grün- und Blühpflanzen anscheinend be-sonders gut.

Wir müssen wieder einige Stufen zum alten Bad hinunter steigen und meine rechte Wade schmerzt ein wenig. Hat wohl etwas Muskelkater vom gestrigen Ausflug zum Vulkan abbekommen. Unten angekommen, finden wir teilweise verfallene Badeanlagen vor. Es dürfte früher mal eine Art Kurpark mit Badehäusern und Brunnenanlage gewesen sein. Eine etwas verwunschene Dornröschenatmosphäre herrscht dort. Als wir uns wieder auf den Rückweg machen, setzt ein feiner Nieselregen ein. Schade, wenn uns die Sonne treu geblieben wäre, dann hätten wir es mehr genießen können. Wir gehen im Regen noch die Hauptstraße entlang, aber die Nässe und ein aufkommendes Hungergefühl lässt uns in einer kleinen Creperie einkehren. Dort lassen wir uns Galettes schmecken, dazu Cidre und einen Café nebst einem Rhum arrangé, denn den brauchen wir zur Verdauung. Die Galettes waren wirklich sehr reichhaltig.

Draußen regnet es immer noch, außerdem hängen die grauen Wolken wie zäher Nebel tief ins Dorf hinein. Von der bergigen Umgebung ist schon nichts mehr auszumachen. Also laufen wir zurück ins Hotel und hoffen, dass der Regen wieder aufhört. Tut er aber leider nicht und so werden wir wohl den Nachmittag bis zum Abendbrot im Hotelzimmer verbringen. Es gibt ja meinen Laptop und notfalls die Fußballweltmeisterschaft im Fernsehen. Wir nehmen es so, wie es eben ist und hoffen drauf, morgen wieder einen schöneren Tag zu erleben, an den wir mehr unternehmen können. Ein hervorragendes Abendessen entschädigt uns dann aber für das Mistwetter.

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Dienstag, 13.06.2006:

Als ich um 07:15 Uhr morgens die Gardine von unserem Hotelzimmerfenster zurückziehe, blinzelt doch tatsächlich die Sonne durch die Wolkendecke in unsere Bergwelt hinein. Nach dem Frühstück erkundige ich mich bei der Hotelwirtin nach dem Wetter und sie meint, es würde wohl ganz ordentlich werden. Auf jeden Fall können wir unsere etwa 2stündige Wanderung zu den drei Wasserfällen wagen. Diese führt direkt vom Hotel weg. Also packen wir unsere Rucksäcke, ziehen die Wanderstiefel an und marschieren los. Es geht an einer Kaserne vorbei, deren Frühappell wir bereits um sieben Uhr morgens mitbekommen haben. Jetzt sind auch die Trikolore, die Europafahne und eine dritte (wahrscheinlich die von Réunion, was man aber leider nicht erkennen kann) aufgezogen, aber von den Soldaten ist nur wenig zu sehen, sie haben wohl ihren Frühsport hinter sich und sind nun im Tageseinsatz.

Hinter der Kaserne zieht sich der Weg in steilen Kurven den Berg hinauf, ist aber immer noch geteert. Da oben sind auch noch ein paar kreolische Häuser mit Gärten und Chouchouplantagen zu finden.

Dann aber besteht der Weg nur noch aus Geröll, feuchten Wurzeln und er wird immer steiler. Da es gestern den ganzen Nachmittag lang geregnet hat, ist er auch ziemlich glitschig und ich bereue es bitter, meine Wanderstöcke nicht mitgenommen zu haben. Die könnte ich jetzt sehr gut gebrauchen. Ich schnaufe wie ein Postgaul und bleibe ein ziemliches Stück hinter meinem Mann zurück, denn ich merke den Piton de la Fournaise noch ganz schön in meinen Wa-den. Die grandiose Natur entschädigt mich aber dafür voll und ganz für die Strapazen. Wir laufen durch Bambuswald mit hohen, gut 20 cm dicken Bäumen oder sagt man bei Bambus Sträuchern? Bei uns sind diese Pflanzen im Vergleich ja eher mickerig.

In den Gärten aufwärts wachsen auch Bananenstauden in jeder Größe, manche mit Früchten dran. Je höher wir kommen, desto nebliger und kühler wird es. Endlich sind wir bei den Wasserfällen angelangt. Mitten im Geröll des Bachbettes ist ein kleiner Altar aufgebaut. Ich pflücke ein paar rosa Blumen, die am Weg wachsen, denn obwohl ich evangelisch bin, so möchte ich doch der Heiligen Jungfrau, der dieser Altar gewidmet ist, nicht mit leeren Händen entgegentreten. Sie hat mir näm-lich auf dem letzten Drittel des Weges zu ihr einen soliden Stock beschert, der den glitschigen Aufstieg um einiges erleichtert hat. Helge hat auch ein Feuerzeug im Rucksack und so kann ich eine der vorhandenen Kerzen anzünden. Es berührt mich seltsam, hier oben im Nebel einen sakralen Ort vorzufinden.

Als wir wieder bergab steigen, finden wir eine Ingwerwurzel. Es gibt davon viele auf dem Weg. Diese hier aber wird uns nach Europa begleiten und vielleicht die Grundlage zu einem "rhum arrangé au gingembre " bilden. Es fehlt nur noch eine Flasche Charrette-Rum, aber die werden wir erst kurz vor dem Abflug in Saint Denis kaufen. Als der Weg wieder geteert ist, verabschiede ich mich mit einem Dankeschön auch von meinem Wanderstock, den mir die Natur so unverhofft beschert und der mir gute Dienste beim Abstieg geleistet hat. Das Wetter ist jetzt ganz brauchbar und so holen wir den Gang durchs Dorf nach, der gestern wegen des Regens ausfallen musste. An vielen Stellen sind noch die Reste der kreolischen Pracht einer längst vergangenen Epoche auszumachen, obwohl manch eine der alten Villen im Laufe der Zeit schon etwas Patina angesetzt hat. Aber mit ein wenig Fantasie kann man sich die alte Herrlichkeit eines einst vornehmen Badeortes durchaus noch vorstellen.

Wir kehren nur kurz ins Hotel zurück, um uns unserer Wanderausrüstung zu entledigen, denn heute Nachmittag wollen wir uns unten in Bras Panon eine Kooperative der Vanillepflanzer ansehen. Gemütlich gondeln wir also wieder hinunter zur Küste. Dort ist es sonnig und um einiges wärmer. Da die Vanillekooperative erst wieder um 14:00 Uhr aufmacht, fahren wir ans Meer, setzen uns im Schatten eines Vacoapalmenwäldchens auf eine Bank und genießen die Brandung und die frische Brise des Indischen Ozeans. Leider gibt es wieder keinen Strand, sondern nur Steine und angespültes Treibgut. Als dann die Vanillekooperative wieder öffnet, machen wir gleich die erste Führung mit, sehen einen Film und erfahren von unserem Führer alles Wis-senswerte über die berühmte Bourbon-Vanille, die hier übrigens seit kurzer Zeit Va-nille de l'Ile de la Réunion heißt, um sich von der synthetischen und madegassischen Konkurrenz abzusetzen. Da sie aber auch hier nicht preiswerter zu haben ist, als bei uns zu Hause, kaufen wir erst mal keine Vanille.

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Mittwoch, 14.06.2006:

Heute geht es nach St. Denis, unserer letzten Etappe. Wir brechen gegen 09:00 Uhr auf, wie üblich. Von Salazie aus unternehmen wir noch einen kleinen Abstecher hinauf nach Grand Ilet, obwohl nicht mehr soviel Sprit im Tank ist. Es wird schon reichen, bis wir wieder eine Tankstelle finden. Die sind hier oben jedoch etwas dünn gesät. Die Straße schlängelt sich in unzähligen Kurven nach oben und bietet wahrhaft grandiose Ausblicke in tiefe Schluchten und auf zerklüftete Felsmassive, die aber ungewöhnlich grün sind. Hier oben wird anscheinend etwas Obstbau betrieben, vor allem Zitrusfrüchte, ab einer bestimmten Höhe wächst auch wieder Chouchou, wie oben in Hell-Bourg. Das Benzin reicht gottlob bis hinunter nach Salazie, wo wir in der einzigen Tankstelle des Tales ein wenig zutanken. Dann geht es wieder raus aus dem Tal an die Küste. Dort ist das Wetter sonniger, wie fast immer. In einem Supermarkt in St. André besorgen wir uns wieder die Flaschen Wasser ohne die es hier nicht geht. Fast jeder Réunionais hat eine dabei, was auch bei der Hitze hier dringend notwendig ist.

Wir kommen Saint Dennis immer näher. Da wir nicht die geringste Ahnung haben, wo unser Hotel liegen könnte, halten wir im Office de Tourisme in Ste. Marie an. Ein sehr freundlicher Herr erklärt uns, dass wir in den Stadtteil Bellepierre fahren müssen und gibt uns auch einen Stadtplan dazu. Es scheint ein Hotel etwas oberhalb des Zentrums in den Bergen zu sein. Wir finden es dann doch ziemlich mühelos. Oh Mann, was für ein Luxus, ein Vier-Sterne-Hotel! Wir sind als Wanderer auf so einen schicken Schuppen eigentlich gar nicht eingerichtet. Ein großes Zimmer mit Klimaan-lage, einem toll ausgestatteten Badezimmer und einer Superaussicht auf Saint Denis erwartet uns. Wir packen aus und fahren hinunter nach Saint Paul, denn wir möchten den Seefahrerfriedhof mit dem Grab von La Buse besuchen. Er hieß eigentlich Oliver Levasseur, war im 18. Jahrhundert ein gefürchteter Pirat und soll dort begraben sein. Zuvor stärken wir uns am Meer mit dem üblichen Mittagssandwich, das aber diesmal ein wenig trocken schmeckt. Aber dafür erklärt uns die freundliche Dame am Tresen, wie wir den Friedhof finden und es schwirren auch keine Spatzen, die hier überall und zuweilen ein wenig nervig sind, um uns herum, denn in der Nähe unseres Tisches hat es sich eine Katze gemütlich gemacht. Wir finden den Seefahrerfriedhof dann auch ohne Mühe, allerdings ist die gegenüberliegende "Grotte des "Premiers Francais" nicht mehr zugänglich. Dort sollen die ersten Franzosen, welche die Insel betreten hatten, Unterschlupf gesucht haben. Am Abend dinieren wir fürstlich auf der Terrasse des Hotels, unter uns die Lichter von Saint Denis. Ein atemberaubender Ausblick!

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Donnerstag, 15.06.2006:

Unser letzter kompletter Tag auf der Insel ist angebrochen. Gegen halb sieben Uhr morgens blinzelt das Tageslicht durch den Spalt zwischen den Gardinen. Wir stehen auf und nehmen auch unser Frühstück hoch über der Stadt ein. Die Sonne scheint und es ist schon angenehm warm. Wir beschließen, den Strand von Boucan Canot aufzusuchen, um noch einmal den Indischen Ozean zu genießen. Da auf der Küstenstraße mal wieder Stau herrscht, biegen wir kurzerhand auf die Bergstraße über La Montagne ab. Wie schon gestern auf dem Rückweg, genießt mein Mann noch einmal das Kurven Fahren und ich den Ausblick auf das Meer. Den Strandabschnitt, den wir uns dann unten in Boucan Canot aussuchen, bevölkern nur wenige Leute. Wir suchen uns ein schattiges Plätzchen unter einem Baum und mich zieht es sofort zum Wasser hin. Aber es handelt sich wieder um einen steinigen Strand mit Strömungen, so dass ich mich damit begnügen muss, mich an einer der wenigen sandigen Stellen ins Wasser zu setzen und mich von den Wellen überspülen zu lassen. Auch diese Art des Badens erfrischt bei der Hitze. Das nahe Café bietet uns wenigstens ein Eis am Stiel. So verbringen wir eine gute Stunde am Strand. Wir beschließen, da wir nicht mehr weit von St. Gilles sind, dort am Hafen zu Mittag zu essen. Gesagt, getan! Wir finden auf der anderen Seite des Hafenbeckens ein nettes kleines Lokal mit Blick auf den Hafen und lassen uns dort einen gegrillten Thunfisch schmecken.

Auf der Rückfahrt nach Saint Denis, die wir wegen des stockenden Verkehrs wieder über die kurvige Bergstraße unternehmen, bekomme ich Kopfschmerzen und mir ist übel. So bin ich denn erst einmal außer Gefecht, als wir im Hotel ankommen und ich lege mich ins Bett. Mein Mann genießt somit ganz alleine bei einem Bier die Abend-dämmerung auf der Hotelterrasse. Ich muss heute wohl leider auf ein Abendessen verzichten, da mir selbst nach einem Glas Coca Cola noch nicht besser auf dem Magen ist. Schade, ich wäre so gerne am Abend noch mal in die Stadt gegangen, aber tragen wir es halt mit Fassung, dass ich out of order bin.

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Freitag, 16.06.2006:

Unser letzter Tag auf Réunion ist angebrochen. Ich kann es nicht so recht glauben, dass wir schon wieder nach Europa zurückfliegen müssen. Irgendwie habe ich diese Insel richtig lieb gewonnen und es fällt mir wahrhaftig nicht leicht, sie wieder zu verlassen. Hier könnte ich es einige Zeit aushalten, in einem kreolischen Häuschen in der Nähe von Saint Denis mit Blick auf den Indischen Ozean und einem schmucken, blühenden Gärtchen drum herum. Es gäbe noch soviel zu entdecken, wofür 2 Wochen einfach nicht ausreichen. Wir haben es heute auch gar nicht so eilig, zu frühstücken und unsere Koffer für den Rückflug zu packen. Erst heute Abend um 21:20 Uhr geht unsere Maschine zurück nach Paris. Also noch ein kompletter Tag, um sich Saint Denis, die Hauptstadt der Insel anzusehen. Diesen letzten Tag hier wollen wir denn auch noch einmal in vollen Zügen genießen.

Im Hotel können wir unser Gepäck bis zum Spätnachmittag aufbewahren und so starten wir nur mit meinem Rucksack und dem Fotoapparat bewaffnet zu unserer Besichtigungstour. Leider hat die Videokamera schon vorgestern den Geist aufgegeben, so dass wir hier gar nicht mehr filmen können. Es ist nicht einfach, einen Parkplatz unten in der Stadt zu finden, auch am Barachois, der berühmten Uferpromenade, ist alles voll. Wir fahren ein Stück die Straße unten am Meer entlang und entdecken am ehemaligen Bahnhof eine Parkmöglichkeit. Von da aus müssen wir ein Stück zurücklaufen, um dann in die Rue de Paris stadteinwärts zu gelangen.

Es ist ziemlich warm heute und ich habe schon meine geschlossenen Schuhe für die Reise an. Daher komme ich ganz schön ins Schwitzen, obwohl wir auf der schattigen Seite der Straße bleiben. An dieser wohl ehemaligen Prachtstraße ist noch viel von der ehemaligen Kolonialherrlichkeit zu sehen. Die offiziellen Regierungsgebäude sind zum Teil richtige Prachtbauten in allen möglichen Bonbonfarben, manch eine der ehemals herrschaftlichen Villen ist auch schon ziemlich verfallen, aber einige werden derzeit wieder restauriert. Frankreich besinnt sich anscheinend auf seine ko-loniale Vergangenheit.

Die Straße führt uns zum Stadtgarten, einer wundervollen Parkanlage, die einst als eine Art botanischer Garten angelegt worden ist. Dort ruhen wir uns im Schatten tropischer Bäume erst einmal aus. Eine Vorschulklasse von knapp 6jährigen Kindern macht mit ihren beiden Betreuerinnen dort gerade ein Picknick. Wie schon so oft in den vergangenen Tagen muss ich feststellen, dass diese grundverschiedenen Rassen ganz selbstverständlich miteinander umgehen. Ein strohblonder Bub mit blauen Augen läuft Hand in Hand mit seinem besten Kumpel, der rabenschwarze Haut hat. Es berührt mich tief, diese geradezu natürliche Vertrautheit von Schwarz und Weiß immer wieder beobachten zu können. Hier funktioniert Multikulti einfach, doch wir in Europa sind davon noch meilenweit entfernt.

Dann geht es die Rue Juliette Dodu wieder hinunter ins Zentrum, wo es eine ganze Menge verschiedener Läden gibt, wie in jeder Großstadt. Die Fußgängerzone beherbergt auch eine der beiden Moscheen. Saint Denis ist aber ein wenig anders als die Städte bei uns. Man sieht, dass der Zahn der Zeit am alten Zentrum nagt, und nachlässig, wie die kreolischen Franzosen nun eben einmal sind, wird auch vieles nicht gleich wieder in Ordnung gebracht. Wahrscheinlich fehlt auch das Geld dafür. Wenn das Mutterland nicht so viele Subventionen in dieses Überseedepartement pumpen würde, dann sähe es sicherlich schlimmer aus.

Wir wollen in Sainte Marie, etwas außerhalb der Stadt zu Mittag essen, finden aber kein Lokal am Meer. Daher fahren wir wieder zurück und kehren in der berühmten Brasserie Roland Garros ein, beliebter Treffpunkt, hauptsächlich von Geschäftsleu-ten, in Saint Denis. Danach beschließen wir, noch einmal zu dem Aussichtspunkt oberhalb der Stadt zu fahren. Von dort hat man einen wunderbaren Blick auf Saint Denis und das Meer. Ein würdiger Ort, um sich von der Insel zu verabschieden, was uns beiden nicht leicht fällt. Es ist Zeit, unser Gepäck aus dem Hotel zu holen und uns auf den Weg zum Flughafen zu machen. Der Mietwagen muss noch voll getankt und zurückgegeben werden.

Dann stehen wir in der Warteschlange am Check-in. Diesmal ist sie noch nicht so lange wie in Orly, denn wir sind früh dran. Als wir unser Gepäck los sind, gehen wir auf die Besucherterrasse. Dort steht schon unser Air France Jumbo, der uns in ein paar Stunden wieder zurück ins alte Europa bringen wird, bereit. Die Sonne wird bald untergehen, obwohl es erst kurz vor sechs Uhr abends ist. Zeit also für einen Aperitif in der Flughafenbar. Ich bestelle mir einen Punch Vanille mit ein paar Samoussas zum Knabbern. Der Punch schmeckt Helge so gut, dass er auch einen möchte. Es ist ein ganz dunkelbraunes Getränk, eine Farbe fast wie Kaffee. Allmählich wird es voller in der Bar. Neben uns nimmt eine indische Familie Platz. Ein quirliger kleiner Jun-ge ist dabei, unheimlich süß der Bub, aber gar nicht so einfach in Schach zu halten. Als ich später von der Galerie heruntersehe, geht die Familie gerade durch die Pass-kontrolle und ich muss ihnen zum Abschied noch mal zuwinken. Sie fliegen eine Stunde vor uns mit der Air Austral nach Paris-CDG. Ich sehe mir auf der Galerie eine tolle Fotoausstellung vom letzten Vulkanausbruch auf Réunion an. Geniale Bilder vom Piton de la Fournaise. Welche eine Gewalt diese Elemente doch haben! Einfach beeindruckend! Kein Wunder, dass es so viele Réunionais dorthin gezogen hat. Sie haben die Gefahr ignoriert, um sich dieses Schauspiel nicht entgehen zu lassen.

So langsam wird es auch für uns Zeit, in den Wartesaal für unseren Abflug nach Orly zu gehen. Mir gegenüber sitzt eine Frau mit einem kleinen Jungen, der schon furchtbar müde ist. Sie singt ihm eine ganze Reihe französischer Schlaflieder vor, aber nach einer Weile ist der Wicht wieder munter. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie es ist, mit einem Kind eine Langstrecke zu fliegen. Alexandra, die Tochter meiner Freundin, war gerade mal sieben Jahre alt, als wir beide von Manaus nach Frankreich zurückgeflogen sind, 14 Stunden Flugzeit mit einem Zwischenstopp in Cayenne. Da habe ich mir auch alles Mögliche einfallen lassen müssen, um das Mädchen bei Laune zu halten, aber es war ein schönes Erlebnis gewesen.

Diesmal haben wir einen besseren Platz links in der Dreierreihe in Flugrichtung. Links von uns am Fenster sitzt ein junger Mann, der sich auf der Heimreise nach Metz befindet. Der Flieger ist wieder rappelvoll. Diesmal habe ich meinen Labtop a-ber ins Headrack gepackt. Es ist einfach zu unbequem, in der Enge einer vollen Jumbokabine zu schreiben. Außerdem habe ich ja schon in der Flughafenbar und im Warteraum viel getippt. Ich habe mittlerweile Routine, mich auch im Gewühle, umge-ben von vielen Menschen auf das, was ich schreiben möchte, zu konzentrieren. Es ist alles nur eine Frage der Übung. Doch auf diesem Rückflug will ich nur essen, Mu-sik hören, Filme ansehen und nach Möglichkeit eine Runde schlafen.

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Samstag, 17.06.2006:

Als der Morgen anbricht, haben wir schon das europäische Festland erreicht und be-finden uns über Südfrankreich. Es gibt um halb sechs Uhr Frühstück. Dann befinden wir uns auch schon im Landeanflug auf Orly, wo wir pünktlich um 7:35 Uhr ankommen. Bei der Passkontrolle steht eine ziemlich große Schlange und es ist nur ein Schalter besetzt. Warum müssen wir als EU-Mitglieder denn überhaupt die Pässe zeigen? Für die Franzosen, die auch alle ihre "Carte d'identité", ihren Personalausweis, bereithalten, war das doch eigentlich ein Inlandsflug. Wenn wir zu Hause von München nach Hamburg fliegen, gibt es doch auch keine Passkontrolle. Ist schon irgendwie komisch, das Ganze! Manchmal erscheint einem die EU wie ein Witz.

Die Busfahrt durch das morgendliche, im Dunst liegende Paris geht ziemlich zügig vonstatten. Ist ja auch fast nichts los auf der Autobahn. Aber in CDG herrscht Stress und alle Flüge nach Deutschland sind wegen der Fußball-WM voll. Auch unser Airbus 319 nach Frankfurt. Dieser Kurzstreckenflug vergeht im Handumdrehen und schon landen wir endlich mal wieder auf dem so vertrauten Rhein-Main-Flughafen, der einige Jahre lang unsere berufliche Heimat gewesen war. Aus den Tiefen meines Gedächtnisses tauchen Erinnerungen an damals auf. Wie oft habe ich selbst auf dem Vorfeld zur Ankunft einer Air France Maschine gestanden. Doch von den Leu-ten, die heute dabei sind, kenne ich niemand mehr. Unten bei der Gepäckausgabe rufen wir Papa auf dem Handy an. Er wartet mit Martha, wie vereinbart draußen auf uns. Auch bei unserer Tochter melden wir uns zurück. Hier, in Deutschland kann ich unsere Pässe wieder wegpacken, denn die will niemand mehr sehen. Wir sind wieder im Land und doch will ein Teil von mir es nicht so recht wahrhaben, denn dieser Teil ist wohl auf der Insel zurückgeblieben, auf der es uns beiden so gut gefallen hat. Es ist mir nicht leicht gefallen, zurückzukommen, denn auf Réunion hätte ich es einige Zeit aushalten können.

Papa und Martha freuen sich, uns wiederzusehen. Wir verstauen das Gepäck im Au-to und fahren nach Schwanheim zum Mittagessen beim "Seppche", eines unserer ehemaligen Lieblingslokale. Der Apfelwein und die Grüne Soße mit Eiern und Kartof-feln schmecken hier hinten im gemütlichen Hof noch immer so gut wie damals. Die Zeit scheint wohl stehen geblieben zu sein. Wir fühlen uns alle vier recht wohl dort und haben es auch gar nicht so eilig, wieder aufzubrechen. Auf der Heimfahrt nach Schwabach gondeln wir noch ein wenig auf der Landstraße durch den Spessart und trinken in Mespelbrunn Kaffee. Aber dann geht es auf der Autobahn zügig Richtung Heimat. Ein kleinerer Stau bleibt uns allerdings nicht erspart, denn die Pfingstferien gehen zu Ende. Um 18:00 Uhr sind wir dann wieder zu Hause, müde, einer Dusche bedürfend, aber glücklich, diese schöne Reise unternommen zu haben. Morgen, am Sonntag können wir noch ein wenig ausspannen, die Koffer auspacken, die erste Trommel Wäsche waschen. Am Montag wird uns dann der Alltag wieder fest in den Griff bekommen und bald wird alles Erinnerung sein, doch die wird uns bleiben, ebenso zahlreiche Fotos sowie die mitgebrachten Musik-CDs. Vielleicht haben wir das Glück, eines Tages noch einmal dorthin zurückkehren zu dürfen. Wir haben die Insel mit all ihrem herben Charme, ihrer kreolischen Lebensart, ihrem tropischen Klima und allem, was dort so anders ist als daheim, lieb gewonnen und werden diese zwei herrlichen Urlaubswochen wohl so schnell nicht wieder vergessen. Jacqueline Farreyol hat völlig Recht, wenn sie in Ihrem Lied singt: "… mon plus beau livre d'images, c'est celui qui porte ton nom, mon Ile de la Réunion" - mein schönstes Bil-derbuch ist das, welches deinen Namen trägt, meine Insel Réunion!" Was sind wir doch für Glückspilze, dich kennen- und lieben gelernt zu haben.

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