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Grand Raid Reunion vom 21.- 23.10.2005

Präsentation:
Datum: 21.- 23.10.2005
Namen: Christoph Kindler
Leidenschaft: Wandern
Warum Reunion?: Ich lebe vor Ort
Ort: Saint-Denis
Dauer des Aufenthalts: Seit 2 Jahren
Besichtigte Orte:
- Saint-Philippe
- Saint-Pierre
- Bras Rouge
- Ilet à Cordes
- Trois Salazes
- Colorado
Reunion im Überblick:
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Übersicht:

  • Tag 0: Die letzten Vorbereitungen
  • Tag 1: 2000 Läufer machten sich auf den Weg
  • Tag 2: Taktik, dringliches Problem und der Einstieg in den Mafate
  • Tag 3: Die Ankunft und das Ende eines fast einjährigen Trainings
  • Unsere Erlebnisse und Erfahrungen:

    Dieser Bericht wurde in der Woche, direkt im Anschluss an das Rennen geschrieben. Wertvolle Infos gibt die Seite: www.grandraid-reunion.com. Dort kann man auch meine Zwischenzeiten nachverfolgen: Rückennummer (dossard) 1432. Für etwas ambitioniertere Läufer könnten Wolfgangs (dossard 1705) Durchgangszeiten (Zieldurchlauf nach ca. 38h) einen Maßstab darstellen.

  • Tag 0: Der Start

    Um 10:10 Uhr nahm ich den "Schnellbus" am Busbahnhof um nach Saint-Philippe - Le Baril zum Hotel zu fahren, wo mich Christine und Wolfgang erwarteten. 1,5 km von dort liegt der Start, das Fußballstadium von Cap Mechant.

    Leider fuhr der Bus mehr als eine halbe Stunde Verspätung bis Saint-Pierre ein, so dass ich schwere Befürchtungen bezüglich meines Anschlussbusses hatte. Wunderbarerweise wartete dieser, aber natürlich kam ich viel zu spät zum Treffpunkt, so dass die beiden kurz davor waren, mir entgegenzufahren.

    Die Freude des Wiedersehens war groß, aber wir mussten uns beeilen um nach Saint-Pierre zurückzufahren, Wolfgangs Mietwagen abzugeben und einen Bus Richtung Saint-Philippe zu erreichen. Es zeigte sich jedoch bald, dass es aussichtslos war, diesen Bus zu erreichen, und wir 2h Wartezeit einkalkulieren mussten, die sich natürlich negativ auf unsere hypothetische Schlafbilanz auswirken würden.

    Es war auch recht schwierig den Autovermieter zu finden, zum Glück half uns ein freundlicher St. Pierroiser, dessen Auto wir folgen durften.

    Danach zu Fuß zum Busbahnhof, und dort nahmen wir einen reichlichen Imbiss ein, der mir zugleich als Mittag und Abendessen diente, es war gegen 15.30 h.

    Um 16.20 nahmen wir den Bus und verwendeten noch eine gute Stunde auf letzte Vorbereitungen.

    So konnte ich gegen 19.00 h versuchen etwas Schlaf zu bekommen, Christine und Wolfgang aßen noch im Hotel zu Abend.

    Um 23.30 h ging der Wecker. Leider kam ich bei der Bilanzierung meines Schlafes nicht über 20 min hinaus. Ein Schluck Kaffee aus der Thermoskanne und los ging’s. Christine schlief weiter und fuhr am nächsten Morgen Richtung Strandhotel.

    Während unseres kurzen Fußmarsches zum Start kamen uns die Straßen seltsam verlassen vor, doch unsere Stimmung war gut. Mich belastete nur eine schmerzhafte Infektion an der Fußsohle, die ich mir beim Barfußlaufen in einer gemähten Streuwiese in Deutschland zugezogen hatte. Kurz vor dem Stadium war dann doch etwas mehr los und wir checkten gegen 0.30 h schnell und reibungslos ein.

    Jetzt wurden noch einmal die Wasser- und Kohlehydratdepots befüllt und unnötiger Ballast zurückgelassen. Es war auch die Gelegenheit Fabrice zu treffen, mit dem ich trainiert hatte und Joël, ein Freund. Eine madegassische Tanztruppe versuchte die Stimmung anzuheizen, doch die meisten Läufer waren doch zu sehr mit taktischen Überlegungen oder ihrer Müdigkeit beschäftigt. Das Wetter war sehr gut, der Mond beleuchtete in Zusammenarbeit mit den Scheinwerfern auf den Lichtmasten die Szene, und niemand brauchte zu frieren, das sollte später noch kommen.

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  • Tag 1: 2000 Läufer machten sich auf den Weg

    Um 2.00 h ging es endlich unter großem Geschrei los, und die mehr als 2000 Läufer machten sich, angefeuert vom, doch schon sehr zahlreichen Publikum, meist Familienangehörige, auf den Weg.

    Mein Schlachtplan bestand darin, die ersten ca. 2 km zu gehen, um den Bewegungsapparat aufzuwärmen und ständige Stop und Gos zu vermeiden. Dann wollte ich auf den nachfolgenden ebenen und leicht ansteigenden Stücken laufen, um noch eine gute Versorgung an den Verpflegungsstellen zu haben und vor allem die schwierige Wegstrecke zum "Tagesziel" Cilaos noch bei Tageslicht machen zu können. Die Versorgung wollte ich bis zur Vulkanhochebene Plaine des Sables selbst sicherstellen.

    Ich lief wenige Kilometer mit Wolfgang, dem aber bald mein Tempo zu langsam war. Fabrice und Joël hatte ich schon vor dem Start aus den Augen verloren.

    Meine Taktik erwies sich als nur teilweise anwendbar, da nach dem Verlassen der Autostrasse auf der engen Forststrasse das Überholen mühsam war. Ansonsten fühlte ich mich gut in Form, bei übersichtlichen Wegstrecken schaltete ich meine Lampe ab um Batterien zu sparen.

    An der 2. Verpflegungsstelle, kurz vor dem Beginn des engen Bergpfads auf den Vulkan hoch nahm ich 2 steinharte Bananen und etwas Wasser. Ich hatte mich vorher schon an meinem Vorrate an Hartwurst und Energieriegeln bedienen müssen.

    Auf dem Bergpfad gab es auf jeder etwas schwierigeren Stelle lange Staus, viele versuchten auch zu überholen, eine sehr kraftraubende Angelegenheit. Der Weg war für reunionäsische Verhältnisse sehr gut und trocken. Nun galt es die 2200 Höhenmeter in mäßigem Tempo voll zu machen.

    Über der Baumgrenze angelangt, konnte man den Sonnenaufgang bewundern. Die Bergflanke war in ein zauberhaftes Licht getaucht. Bei Stops war es möglich, blühende Orchideen zu sehen.

    Irgendwann kommen wir auf ebenere Wege, alles schon über 2000m hoch, und ich kann sogar teilweise laufen. Am Verpflegungspunkt Foc-Foc wird der Wassersack aufgefüllt, die Muskeln gedehnt und ein leichter Imbiss genommen, zur großen Verpflegungsstation "Vulkan" sind es nur noch wenige Kilometer. Dort bin ich genau im "Plan", kurz vor 9.00 (7 h) auf dem 1112. Platz. Die Platzierung sollte vom Start bis zum Ziel ziemlich konstant bleiben: immer kurz unter oder über dem 1000. Platz. Die Form ist immer noch sehr gut, allerdings machen sich die Höhe und der Hunger bemerkbar. Folglich haue ich mir am "Vulkan" ziemlich wahllos den Bauch voll, das schafft Verdauungsprobleme, aber anderenfalls laufe ich andauernd mit einem Hungergefühl. Anschließend geht es zum höchsten Punkt unserer "Reise", das Oratoire (Freiluftkapelle) Ste. Therese (2400 m). Der Anstieg fällt mir schwer, da der Körper mit Verdauen beschäftigt ist. Von dort geht erst einmal fast nur noch bergab. An der Verpflegungsstation Piton Textor machen sich erste Ermüdungserscheinungen bemerkbar, auch die Infektion an der Fußsohle schmerzt höllisch, vor allem kurz nach dem Loslaufen. Am Nordfuß des Vulkans, in der Plaine des Palmistes angekommen, profitiere ich vom der laufbaren Strecke wegen Erschöpfung nur teilweise, es ist vor allem eine psychologisch schwierige Stelle, weil man weiß, dass anschließend ein extremer Anstieg und ein höllischer Abstieg folgen (dort gab es auch schon mal einen Toten). Die Verpflegungsstelle Mare a Boue genieße ich wegen großen Andrangs nur bedingt, ich bin schneller als mein Zeitplan, es ist kurz nach Mittag (10 h), und beim Abmarsch gibt es eine (laxe) Rucksackkontrolle.

    Den Kerveguen-Rücken hoch geht es ganz gut, er ist auch überraschend trocken (ich hatte das schon viel schlimmer gesehen), nur die Fußsohle schmerzt. Es ist das erste Mal ein bisschen einsam, ich überhole einige Läufer, und ich werde von wenigen überholt. Als der Großteil der Steigung geschafft ist zieht es sich noch ewig bis ich wirklich an der Verpflegungsstation "Kerveguen" angelangt bin. Diese erhält meine Bestnote: Ein großes Feuer, Super-Verpflegung, Feldbetten, Massage und eine ausgelassene Stimmung, und das alles auf einem aussetzten Berggrat auf 2200m Höhe, wo alles Material mit dem Hubschrauber hingebracht werden musste. Das ist die Gelegenheit ein Wort über die "benevoles", die freiwilligen Helfer, zu verlieren: sie sind fast so zahlreich wie die Läufer, sie sind mindestens genauso enthusiastisch, und am Ende des Rennens meist müder als die Läufer. Es gibt zahlreiche Aufgaben: schon in der Planung und Vorbereitung, Empfang der Teilnehmer, Essensausgabe, Musik, Massage, Versorgung von Verletzten, Fußpflege, Logistik und Informatik, und nach dem Rennen: Abbau und Säuberung der Wege von den Hinterlassenschaften einiger Läufer ... Hiermit noch einmal ein herzliches Dankeschön an euch, ohne euch hätten nur Wenige die Strecke bewältigt.

    Den Abstieg bewältige ich bei Tageslicht mit großer Vorsicht, dabei werde ich von einigen "jungen Wilden" in halsbrecherischen Tempo überholt. Es ist ein neues Problem aufgetreten: ein schmerzhafter "Wolf". Die Sofortmaßnahmen bei der Ankunft im Tal bestehen in Waschen und dem Wechseln der Hose. Ein engerer Schnitt vermindert die Reibung. So kämpfe ich mich durch den anschließenden Abstieg in ein Bachbett und den Anstieg nach Cilaos.

    Dort folge ich einigen Läufern in’s Krankenhaus, wo Betten, Verpflegung und die persönlichen Versorgungssäcke zur Verfügung stehen. Allerdings kommt mir die Quantität sehr gering vor. Auf Nachfragen zeigt sich, dass dies die private Versorgungsstation einer Läufergruppe ist, und dass der Normalteilnehmer sich in’s Fussballstadium begeben muss. Viele Läufer verfügen an allen zugänglichen Stellen über eine üppige Betreuung durch ihre Familie und Freunde, in Cilaos schlafen viele einige Stunden in Hotel, Pensionen oder bei Freunden.

    Ich bin immer noch besser als mein Zeitplan, unter den ersten 1000, nach 15.32h, aber doch reichlich erschöpft und im Zweifel, wie ich das "Wolf"- und das Fußsohlenproblem in Griff bekommen kann. Geplant ist es 3h in Cilaos zu bleiben, davon möglichst 2h Schlaf. Hier ist der Ort wo sehr viele Läufer aufgeben, zum ersten Mal spielt das Mentale die Hauptrolle, manche warfen das Handtuch schon am Vulkan.

    Mindestens eine Stunde geht mit "Nachbereiten" ‘drauf, d.h. Holen des Assistenzsackes, (kaltes) Duschen, Umziehen und eine magere Nudelportion als Abendessen. Ich forsche auch nach Wolfgang und Fabrice. Ersterer ist schon vor meiner Ankunft weitergelaufen, Fabrice müsste sich seit einigen Stunden in Cilaos aufhalten, aber ich kann ihn nirgends finden. Ich treffe Joëls Frau, sie sagt, er wäre noch einige Wegstunden von Cilaos entfernt.

    Dann ruhte ich 3 Stunden auf den zur Verfügung gestellten Feldbetten, davon maximal eine halbe Stunde Schlaf und eine sehr lange Überwindungszeit um sich wieder aufzurappeln, ich war danach ziemlich ausgefroren. Aber ich war immer noch besser ‘dran, als die zahlreichen Raider die mit Alufolie im Stadion biwackten. Dann eine gute Stunde Vorbereitung: Blasen- und "Wolf"-Behandlung, Frühstück, "Packen" und das Abgeben des Assistenzsackes, so dass mich ich erst um 23.37 h, also nach 21,5 h auf den Weg machte. Einige hatten sich hier nur eine Viertelstunde aufgehalten ...

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  • Tag 2: Taktik, dringliches Problem und der Einstieg in den Mafate

    Im anfänglichen Abstieg nach Bras Rouge ging es, nach Überwindung der leichten Unterkühlung sehr gut, so dass ich meine Startkollegen bald zurückließ und einige Läufer überholte. Im Gegenanstieg fand ich dann eine Gruppe, die annähernd mein Idealtempo einhielt. Kurz vor dem Aufstieg zum Taibit-Pass, auf der Strasse nach Ilet a Cordes, war die zweitsympatischte Verpflegungsstelle des Rennens: gute Stimmung, Live-Musik, Lagerfeuer, Feldbetten und sehr gute Verpflegung. Aber es war dort so kalt, dass ich mich nicht lange aufhielt. Den Aufstieg machte ich in Begleitung einer Läuferin, an der Landkommune "Trois Salazes", mitten im Wald gelegen, nahmen wir den traditionellen "Aufstiegstee". Im oberen Bereich des Taibits lagen überall rechts und links des Weges Raider in der eisigen Kälte nur mit Alufolie bedeckt, oder ganz ohne. Es gab auch eine größere Rot Kreuz Station. Ich stellte mir vor, wie die Sanitäter morgens die "Mumien" durchcheckten, und entschieden, bei welchen sich die Wiederbelebung noch lohnte ... Nach der Passhöhe, ging es eine halbe Stunde hinab Richtung Marla, dem ersten Ort im autofreien Mafate-Kessel.

    Dort versuche ich mir, vor allem mittels heisser Suppe Kalorien zuzuführen. Auch wagte ich es, da ich doch schon wieder sehr müde war, wenige Minuten, bei großer Kälte und mit kurzer Hose im Sitzen zu schlafen, wobei ich fast vom Hocker gefallen wäre.

    Beim Aufbruch kurz nach 5 h, nach einer guten halben Stunde Pause sind meine Planzeiten natürlich wegen der langen Rast in Cilaos um Stunden überschritten, und ich bin komplett durchgefroren. Der allgegenwärtige Rauhreif, ungewöhnlich um diese Jahreszeit auf dieser Höhe, kann mich da nicht allzu zuversichtlich stimmen. Diese Strecke über die Plaine des Tamarins ist landschaftlich sehr schön, aber psychologisch schwierig, da sie einen sinnlosen Umweg auf dem Weg von Marla nach Roche Plate darstellt. Es geht über die "Hauptstadt" des Mafate, La Nouvelle (Durchgangszeit 7.37h, nach 29,37h). Dort muss ich ein dringliches Problem klären, das mich schon längere Zeit plagt: ich will es nicht den Raidern nachmachen, deren "Häufchen" überall den Wegesrand zieren.

    Man kann sich hier schon ein sonniges Plätzchen aussuchen und sich etwas beim Verpflegen oder Dehnen aufwärmen.

    Anschließend laufen (und gehen) wir auf und ab über die Pläne aux Sables und das malerische Trois Roches am Fluss nach dem Weiler Roche Plate, dem ersten Ort bei Einstieg in den Mafate von Westen aus. Ab jetzt ist schon wieder eher die Hitze und die Sonnenintensität das Problem. Halbwegs verpflegt (ich gehen den all zu süßen Happen wie Marsriegel, Cola oder gar Zuckerstücken größtenteils aus dem Wege), geht’s dann über den Pass ‘Ti Col tendenziell abwärts aber wie traditionell in den reunionäsischen Einbruchskesseln (wegen der erodierten Flusstäler), in stetigen Auf und Ab, weiter bis zur Verpflegungsstelle Les Orangers. Dort sind einige Läufer schon sehr lädiert, und eine Raiderin muss gar mit dem Hubschrauber ausgeflogen werden, im Mafate die einzige Evakuierungsmöglichkeit. Mir geht es noch recht gut, nur die Hitze macht mir etwas zu schaffen. Aber wie fast immer zur Mittagszeit ziehen mehr und mehr Wolken auf. Einen Großteil des restlichen Weges bis zur "großen", vom Militär organisierten Verpflegungsstelle Deux Bras (Ankunft 16,14h, nach 38,14 h) mache ich in Begleitung eines Läufers und einer Läuferin, die ziemlich flott unterwegs sind. Der Mafate fiel mir insgesamt ziemlich leicht, mit Ausnahme von schmerzhaften, blasenähnlichen Hautzusammenschiebungen an den Zehen. Die werden in Deux Bras von einer Fußpflegerin verarztet. Ausserdem gönne ich mir eine Massage und ein "Rougail Saucisse", ein fettes reunionäsisches Nationalgericht, mit zerhackten Würsten. Und der Höhepunkt: Fast 2 Stunden richtiger Schlaf, der erste seit 3 Nächten.

    Also kann ich den Aufstieg (700 Hm) in das Dorf Dos d’Ane kurz nach 20 h gut regeneriert angehen. Dort angekommen ist der Elan schnell wieder verflogen: es ist sehr kalt, ich verlaufe mich zum ersten Mal ein bisschen, allein und bei schlechter Wegmarkierung, und das Schlimmste: an der (schlecht ausgerüsteten) Verpflegungsstelle, Durchgang um 23,10 h nach 43,10 h, vergesse ich meinen Bambusstock, der mir bis dahin hervorragende Dienste geleistet hatte.

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  • Tag 3: Die Ankunft und das Ende eines fast einjährigen Trainings

    Bald nach dem Dorfende geht es die letzte große Steigung auf den St.-Denis-Grat hinauf, der dann theoretisch in sanftem Abfallen bis in’s Ziel führen sollte. Dort oben kann ich noch einige Läufer überholen, viele sind doch total fertig. Plötzlich werde ich selbst überholt, und mit lautem Hallo begrüßt. Nach einiger Anlaufzeit kapiere ich, dass es Fabrice ist, der mir einige Kilometer nach dem Start davongelaufen war und den ich dann nicht mehr gesehen habe. Irgendwo muss ich ihn überholt haben. Wir laufen bis Colorado, 1h vor dem Ziel, zusammen, bedeutend schneller als die anderen Läufer, die hier noch unterwegs sind. Endlich gibt es auch den ersten Regen und die Reunion typischen glitschigen Wege. Ich muss ohne Hilfe meines Stockes sehr aufpassen.

    In Colorado, Ankunftszeit 4.30 h (50 h 30 min) muss ich mich aus Sicherheitsgründen - der Abstieg ist mir in meinem Zustand zu gefährlich- noch ein gutes Stündchen auf’s Feldbett legen und ich kann sogar etwas schlafen.

    So kann ich den restlichen Weg recht frisch angehen. Kurz vor dem Ziel im Militärstadion La Redoute, ich trabe leicht, höre ich schweres Schnaufen, obwohl ich schon seit kurz nach Colorado keinen Mitbewerber mehr gesehen hatte. Tatsächlich kommt ein Raider in schnellem Lauf daher.

    Ich habe noch genügend Reserven, also nehme ich beim Überholen sein Tempo auf. Er steigert noch, ich ziehe mit, so dass wir tatsächlich im Sprint und genau gleichzeitig nach 53 h 04 min und 20 s (gegen 7.00 morgens), ziemlich genau 9 h vor der Limitzeit, im Ziel ankommen. Die Zeitnahme maß allerdings 5 Sekunden Unterschied. Der Beifall ist um diese Tageszeit mangels Masse verhalten, und auch die Mädchen für das Finisherküsschen sind gerade ausgegangen. Trotzdem genieße ich die Ankunft und das Ende einer fast einjährigen vom Raid stark mitbestimmten Lebensphase. Es gibt Medaille, später Urkunde, ein Begrüssungssäckchen mit u.a. Finisher T-Shirt und ein stärkendes Curry. Im Massagezelt treffe ich später eine befreundete Therapeutin und auch Fabrice, dem jetzt doch die Müdigkeit sehr anzumerken ist.

    Die Bilanz für mich und die befreundeten Läufer: Das Ziel, zu finishen ist fast genau nach Plan erreicht mit der vorgesehenen Zeitreserve von fast 10 h. Schwieriger ist es eigentlich, das Limit für Deux Bras um 19.30 h einzuhalten, als das Gesamtlimit von 62 h. Wolfgang ist eine hervorragende Zeit unter 40 h gelaufen, unter Berücksichtigung seines Alters und in Unkenntnis der Strecke äußerst beachtlich. Joël musste in Cilaos aufgeben und steht nächstes Jahr wieder am Start. Ich werde mir wahrscheinlich etwas mehr Zeit geben und auch auf eine etwas kürzere Strecke als 2005, die bisher schwierigste, hoffen (nächstes Jahr soll es wieder wie 2003 durch den Salazie-Kessel gehen). Es war teilweise eine Quälerei, aber auch viel Genuß und Spaß, viele interessante Begegnungen, einfach eine Veranstaltung für "fous", Verrückte, die einen einzigartigen Erlebniswert hat. Der Schwachpunkt waren die Füße, ich hatte, aus Angst zu Verhungern, wohl etwas zu viel Verpflegung dabei. Die Assistenzsäcke waren sehr hilfreich, allerdings kostete ihr Management viel Zeit. Um eine bessere Zeit zu erzielen, ein Ziel wäre unter 40 h, müsste ich die Ruhezeiten in Cilaos und Deux Bras radikal kürzen, dazu sollte ich aber zumindest am Vorabend des Rennens einige Stunden schlafen, was theoretisch sehr gut möglich war im Rahmen der Übernachtung vor Ort im Hotel.

    Interessierten kann ich gerne per Mail oder Telefon(----x@web.de, 00262-2 62 30 54 67 ab Deutschland) weitere Details geben. Ich organisiere auch Unterkünfte und Trainingseinheiten vor Ort.

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